Herausforderung für die Religionen

UK 11/2018, Religionen (Kommentar Seite 5: „Friedenspotenzial“)
In ihrem Kommentar stellt die Autorin die Frage: Wäre die Welt eine bessere, wenn es keine Religionen gäbe?
Diese berechtigte Frage beantworten die meisten Atheisten und Säkularisten mit einem „Ja“. Diese Religionskritiker übersehen, dass im letzten Jahrhundert ungläubige faschistische und kommunistische Diktatoren für die Ermordung von Millionen von Menschen verantwortlich waren. Von Hitler über Stalin, Mao Zedong bis Pol  Pot.
Leider haben auch unsere christlichen Vorfahren von der konstantinischen Wende zum Christentum bis ins 20. Jahrhundert das Evangelium teilweise mit Feuer und Schwert verkündigt, etwa Kaiser Karl der Große mit seiner Sachsenmission oder die militante Verbreitung durch christliche Kolonialisten in Afrika, Asien und Amerika. Auch der Dreißigjährige Krieg war nicht nur ein Machtkampf europäischer Königreiche, sondern auch kriegerische Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten bis zur bitteren Neige.
Doch Gott sei Dank hat das Christentum seit dem Zweiten Weltkrieg gelernt, dass „Christus unser Friede ist“, persönlich und politisch. Deshalb haben die christlichen Kirchen im Großen und Ganzen heute ein hohes Friedenspotenzial.
Es ist eine prophetische Herausforderung, gerade auch in der internationalen Krisenpolitik deeskalierend mitzuhelfen bei Waffenstillstandsverhandlungen und Versöhnungsprojekten gemeinsam mit anderen Religionsgemeinschaften guten Willens. Hermann Reyher, Kierspe