Heilen beim Ausrichten auf Gott
An der Barfüßer Kirche in Augsburg wird seit vielen Dekaden konzentriert spirituelle Arbeit geleistet. Von den Pfarrerinnen und Pfarrern, von den Schwestern vom Geistlichen Zentrum am Schwanberg in Unterfranken und von Ehrenamtlichen. Pfarrerin Maral Zahed baut nun eben dort das „Spirituelle Zentrum – Barfuß im Herzen der Stadt“ auf, um die Angebote zu bündeln und gemeinsam zu präsentieren. Drei Jahre lang wird ihre Projektstelle von der bayerischen Landeskirche gefördert.
Ziel ist „die Erstellung und Umsetzung einer tragfähigen und nachhaltigen Konzeption für ein Geistliches Zentrum an der Augsburger Barfüßerkirche“, wie es im Antrag des Dekanats Augsburg hieß. Fünf solcher Projektstellen, die immer wieder rollierend für neue Projekte beschlossen werden, gibt es derzeit auf dem Gebiet der bayerischen Landeskirche. Für ihr Projekt ist sie auch auf der Suche nach Kooperationspartnern, denn eigene Räume wird das Geistliche Zentrum in Augsburg nicht haben.
„Ich habe schon früh in mir eine Sehnsucht nach Gott gespürt“, sagt die aus dem Iran stammende Pfarrerin, die als junges Mädchen nach Deutschland kam. Die ökumenischen Angebote seien offen für alle Menschen, die auf der Suche seien „nach Gott und Glaube, nach Sinn und Ruhe, nach Gemeinschaft und Gebet“, hatte Dekan Frank Kreiselmeier im September 2023 gesagt. Das Geistliche Zentrum soll eine niedrigschwellige und generationenübergreifende Anlaufstelle sein für spirituell Suchende.
Das heißt: Man will auch Menschen aus sozialen Milieus ansprechen, die sonst nicht zur klassischen protestantischen Kerngemeinde gehören. Als Anlauf- und Betätigungsstelle für Ehrenamtliche oder Kunstschaffende soll das Zentrum auch Menschen dienen, die auf der Suche nach Orientierung im Leben und geistlicher Begleitung sind. Oder Menschen, die einfach mal etwas anderes ausprobieren wollen. Christliches Yoga zum Beispiel, das unter anderem zu den eigenen Angeboten von Pfarrerin Zahed gehört.
Zahed geht ihren Auftrag gerne ganz praktisch an. Kürzlich war sie mit Kollegen aus dem Dekanat bei den „Augsburger Sommernächten“ in der Stadt unterwegs. Es wurden Flyer verteilt, Hunderte Menschen spontan gesegnet und eine Umfrage gemacht, bei der die Wünsche nach spirituellen Angeboten abgefragt wurden. „Eine tolle Erfahrung. Mit den Ergebnissen können wir nun gezielt auf die Leute zugehen“, freut sich Zahed.
Die Sehnsucht nach Heilung gehe jeden an, egal welchen Alters oder Herkunft.
Jeder könne lernen, einen liebevollen Umgang mit sich und anderen zu finden, diesen auf Gott auszurichten und durch den Glauben fester in der Welt stehen – gerade weil die Welt da draußen auch Verletzungen oder Schmerz bereithalte. „Das kann in der Meditation sein, beim Singen, Sport treiben oder beim Pilgern“, ist die Pfarrerin überzeugt. Gerade in der Augsburger Innenstadt würden viele junge Erwachsene und Familien leben, die sich nach Orten niederschwelliger Spiritualität und Gemeinschaft sehnen.
Der Begriff Spiritualität sei hierzulande eher säkular belegt, auch mit Anklängen ans Esoterische. Dabei sieht die evangelische Pfarrerin im Wunsch nach mehr Intensität im Leben und der Sehnsucht nach Gottesnähe auch einen lutherischen Ansatz. „Der Reformator stand mit seinem Glauben durchaus auf festem Boden, ist nicht abgehoben“, beschreibt Zahed das „evangelische Profil“ ihrer Arbeit. „Wie bleibt meine Spiritualität in jeder Lebenslage lebendig?“ Das sei eine große Frage, die für jeden anders zu beantworten ist.
Zahed will mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass die Suchenden und Fragenden ihren spirituellen Weg ernst nehmen und ihn Schritt für Schritt in seiner Einzigartigkeit gehen. Wo sie diese Reise in den drei Jahren ihres Aufbaus und Wirkens am Spirituellen Zentrum Augsburg hinführen wird, steht noch in den Sternen. Ebenso natürlich, wie es nach der Projektphase weitergeht. (00/2758/15.09.2024)