Haseloff: Deutsch-Israelisches Jugendwerk gehört nach Wittenberg

Das geplante Deutsch-Israelische Jugendwerk muss nach Ansicht von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) in Wittenberg angesiedelt werden. Bei einem Besuch im dortigen Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch (ConAct) sicherte er am Mittwoch zu, er werde dafür kämpfen, dass die Fachstelle mit ihrer 22-jährigen Erfahrung, ihrem Fachwissen und ihrem großen Netzwerk zum Deutsch-Israelische Jugendwerk ausgebaut werde. ConAct dürfe nicht zur „Verfügungsmasse“ werden. Im Sommer war eine Debatte über den künftigen Standort aufgekommen und Weimar als Alternative ins Spiel gebracht worden.

Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) und die damalige israelische Bildungsministerin Yifat Shasha-Biton hatten im September 2022 die Gründung eines binationalen Jugendwerks vereinbart, um den Jugendaustausch auszubauen und zu intensivieren. Bislang ist für den deutsch-israelischen Jugendaustausch das Koordinierungszentrum ConAct zuständig. Es fördert nach eigenen Angaben jährlich rund 300 Begegnungsprogramme mit 7.000 Teilnehmenden und ist in Trägerschaft der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt.

Akademiedirektor Christoph Maier sagte, der Anspruch aus Weimar sei wie aus dem Nichts gekommen. Die Vereinbarung für das neue Jugendwerk sehe auch gar keine Standortausschreibung vor. Vielmehr sei die Etablierung ausdrücklich auf der Grundlage des bestehenden Koordinierungsbüros für den Jugendaustausch geplant. Maier betonte, er wünsche sich, dass das Bundesfamilienministerium die Träger frühzeitig einbinde, wenn es tatsächlich grundlegende Struktur- und Standortveränderungen gebe.

ConAct-Leiterin Christine Mähler sagte: „Wir wollen uns in diese politische Standort-Diskussion nicht einbringen. Wir können nur zeigen, wie wir arbeiten und aufgestellt sind. Unsere Arbeit wird bundesweit sehr wertgeschätzt.“ Während der Pandemie habe das Interesse sogar noch zugenommen. So seien seit 2020 insgesamt 45 neue Austauschpartnerschaften von ConAct und dem Pendant Israel Youth Exchange Authority gegründet worden.

Thüringens Landesregierung, die Jüdische Landesgemeinde Thüringen und der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, plädieren indes für den Standort Weimar. Gegen Wittenberg führen sie unter anderem die judenfeindlichen Äußerungen Martin Luthers an. Klein sieht es kritisch, dass mit dem „Judensau“-Relief an der Wittenberger Stadtkirche Judenfeindlichkeit offen ausgestellt werde.