Hartmut Rosa: Menschen haben große Sehnsucht, Gutes beizutragen

Der Soziologe Hartmut Rosa macht gleichzeitig zum Willen, Gutes zu tun, auch einen Erschöpfungsmodus in der Gesellschaft aus. Ob die Welt in Zukunft noch zu einer besseren werden kann?

Krise, wohin man blickt: Laut Hartmut Rosa befindet sich unsere Gesellschaft derzeit „fast spiralförmig in einem Konflikt- und Konfliktverschärfungsmodus“. Zu äußeren Einflüssen wie Seuchen, Kriege und Klimawandel käme ein innerer Zustand der Gesellschaft, der „nicht gut“ sei, sagte der Soziologe im Interview mit der „Welt“ (Montag). Rosa spricht von einer „Grundaggression“, die sich auf alle Bereiche der Gesellschaft auswirke. „Es reicht oft schon die Nachrichten einzuschalten, um diese Aggression zu erzeugen.“

Zugleich gebe es eine große Bereitschaft und Sehnsucht, zu etwas Gutem beizutragen. „Viele Menschen würden das im Grunde gern“, sagte der Professor, der an der Friedrich-Schiller-Universität Jena lehrt. Wenn sich Krisen und Kriege weiter ausweiteten, könnte es aber zu einer „heftigen Negativ-Eskalation“ kommen. Es fehle den Menschen derzeit ein positiver Zukunftshorizont, so Rosa. Eher apokalyptische Vorstellungen führten zu einer individuellen wie kollektiven Erschöpfung.

Heute würden 70 Prozent der Eltern weltweit sagen, dass es ihre Kinder schlechter haben werden als sie selbst. Das sei früher anders gewesen: „Wir werden eine bessere Welt schaffen, in der die Menschen nicht mehr Angst haben müssen. Das war das große Sprechen der Moderne“, erklärte der Soziologe das damalige Gefühl. Dieses sei heute aber erloschen.