Hannoversche Landeskirche unterstützt angeschlagene Diakonie

Erneut kommt die hannoversche Landeskirche der Diakonie zur Hilfe. Ein Notlagenvertrag ist bereits ausgehandelt.

Altenpflege gehört zu den Aufgaben der Diakonie-Beschäftigten (Symbolbild)
Altenpflege gehört zu den Aufgaben der Diakonie-Beschäftigten (Symbolbild)Thorge Rühmann

Bremerhaven/Hannover. Die hannoversche Landeskirche unterstützt das finanziell angeschlagene Diakonische Werk in Bremerhaven und da speziell die Kindertagesstätten eigenen Angaben zufolge "mit weiteren 200.000 Euro". In diesem Jahr seien bereits 650.000 Euro aus Kirchensteuermitteln für die Diakonie in der Seestadt gezahlt worden, teilte Oberlandeskirchenrat Christoph Künkel mit. Das Geld fließt auf der Grundlage eines Sanierungskonzeptes, das nach Angaben von Diakonie-Geschäftsführer Wolfgang Mann mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Stadt ausgehandelt wurde.
Zur Diakonie in Bremerhaven gehören sozialpsychiatrische Hilfen, eine Sozialstation, eine Tagesklinik für Kinder und Jugendliche, Pflegeeinrichtungen sowie drei Kindertagesstätten und eine Krippe. Besonders die Vorschuleinrichtungen waren Anfang Juni akut von der Schließung bedroht. Die Diakonie könne ihren Eigenanteil für den Betrieb, der zwischen vier und fünf Prozent betrage, nicht mehr zahlen, sagte Mann damals. Mittlerweile wurde der Eigenanteil nach Angaben des Geschäftsführers in Verhandlungen mit der Stadt auf ein Prozent gesenkt.

Mitarbeiter mussen Einbußen hinnehmen

Herzstück des Sanierungskonzeptes ist ein mit ver.di ausgehandelter Notlagentarifvertrag, mit dem die Beschäftigten laut Gewerkschaftssekretär Jörn Bracker bis 2019 auf fünf Prozent ihrer Bezüge verzichten. Auch die Jahressonderzahlungen gehen ganz oder teilweise verloren. Der Sanierungsbeitrag der Beschäftigten summiert sich Medienberichten zufolge so auf 3,2 Millionen Euro. Dafür sollen größtenteils bis Ende September 2020 betriebsbedingte Kündigungen und die Ausgliederung von Betriebsteilen bis Ende 2021 ausgeschlossen bleiben.
Nicht betroffen von den Lohnkürzungen sind die 65 Kita-Beschäftigten, weil ihre Personalkosten von der Stadt bezahlt werden. Würden sie abgesenkt, würde die Stadt automatisch weniger Geld überweisen. Überdies will die Diakonie nicht nur Kosten senken, sondern auch Einnahmen steigern – beispielsweise durch den Ausbau der Tagesklinik und mit neuen Angeboten zur Begleitung von Flüchtlingen.

Schweigen zur Höhe des Defizits

Der Notlagentarifvertrag soll den Beschäftigten an diesem Donnerstag in einer Mitarbeitendenversammlung vorgestellt werden. Dazu zählt auch ein "Zukunftssicherungsausschuss", der die Sanierung begleiten und der paritätisch mit Arbeitnehmern und Arbeitgebern besetzt werden soll. Die Arbeitnehmer bekommen außerdem einen Sitz im Aufsichtsrat des Diakonischen Werkes Bremerhaven.
"Es sieht im Moment ganz gut aus", sagte ver.di-Sekretär Bracker dem epd. Oberlandeskirchenrat Künkel bedauerte unterdessen die Einschnitte bei den Beschäftigten. Sie hätten schon in den vergangenen sechs Jahren auf Lohn verzichten müssen. "Dies wird sich leider nicht sofort ändern lassen", ergänzte Künkel und kündigte an, die Kirche werde sich 2017 wohl mit weiteren 100.000 Euro an der Sanierung beteiligen. Wie groß das Defizit bei der Diakonie in Bremerhaven ist, darüber wollte Geschäftsführer Mann dem epd nichts sagen: "Ich nenne keine konkrete Zahl." (epd)