Als erste Stadt in Deutschland möchte Hannover hilfsbedürftige Kinder aus Gaza und Israel aufnehmen. Dazu hat Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) gemeinsam mit dem Vorsitzenden der palästinensischen Gemeinde, Yazid Shammout, und dem jüdischen Verbandspräsidenten Michael Fürst eine Initiative gestartet, wie Onay am Donnerstag in Hannover erläuterte. In einem ersten Schritt könnten 20 Kinder aufgenommen werden. Auch der niedersächsische Antisemitismusbeauftragte Gerhard Wegner beteiligt sich an der Aktion.
Onay sagte, er rechne damit, dass sich weitere Städte anschließen, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen würden. Es sei Sache der Bundesregierung, die Ausreisemodalitäten zu klären. Die Stadt könne den Kindern Unterkunft und Betreuung bieten wie etwa medizinische und psychologische Unterstützung. Es gehe um ein „klares Signal der humanitären Hilfe“, betonte der Oberbürgermeister. In Hannover gebe es eine besondere Tradition des Dialogs und Respekts zwischen jüdischen und palästinensischen Gemeinden, für die insbesondere Shammout und Fürst stünden.
Shammout verwies auf die vielen Kontakte aus seiner Gemeinde zu Menschen in Gaza. Deren Familienangehörige würden in dem Krieg „zerfetzt“ und hungerten. „Wir sehen täglich Bilder, die kaum zu ertragen sind.“ Gemeindemitglieder hätten bereits in der Vergangenheit verletzte Kinder aus Gaza betreut. „Es gibt auch direkte, persönliche Kontakte.“
Fürst erläuterte, es gehe nicht allein um Kinder aus dem Gaza-Streifen, sondern auch um traumatisierte Kinder aus Israel. „Kinder sind das Wertvollste, das wir zu schützen haben.“ Jemand müsse mit der Hilfe anfangen. „Und dann geht es weiter.“
Der Antisemitismusbeauftragte Wegner sagte, die Initiative setze „ein Zeichen der Hoffnung“. Der Krieg in Gaza müsse zu Ende gehen. Wegner kritisierte zugleich, dass in Deutschland viele den Krieg für antisemitische Hetze benutzten. Das zeige sich unter anderem in dem Vergleich Israels mit dem Nazi-Regime. „Wir müssen alle zusammen dafür sorgen, dass dieser Konflikt nicht dazu führt, dass Antisemitismus hier in Deutschland. sich weiter steigert.“