Hamburger Senat ehrt John Neumeier zum Ende seiner Ballettintendanz

Der Hamburger Senat hat den Intendanten des Hamburg Ballett, John Neumeier, am Donnerstag bei einem Senatsfrühstück geehrt. Am 31. Juli endet Neumeiers Ära als Ballettdirektor und Intendant des Hamburg Ballett, das Senatsfrühstück fand am Donnerstag im Gästehaus des Senats statt, wie dieser mitteilte. Neumeier leitet das Ballett in seiner 51. Spielzeit.

„In den über 50 Jahren seiner Arbeit an der Hamburger Staatsoper ist John Neumeier zu einem weltberühmten Choreografen geworden, zu einem Botschafter der Ballettkunst und der Kulturstadt Hamburg“, befand Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Neumeier habe „mit seiner Arbeit und seinem Ensemble Ballettgeschichte geschrieben und der Hamburger Stadtgesellschaft einen neuen Zugang zur Welt der Kunst und Kultur eröffnet“. Als Intendant des Bundesjugendballetts widme er sich auch in Zukunft der Ausbildung von Nachwuchstänzerinnen und -tänzern. Die John Neumeier Stiftung sichere seine tanzhistorische Sammlung und mache sein Lebenswerk für die Öffentlichkeit zugänglich.

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sprach von einer „beispiellosen Intendanz“, in der Neumeier „das Hamburg Ballett zu einer einzigartigen Compagnie entwickelt“ habe. „Mit seiner Ballett-Werkstatt hat er dazu ein wunderbares Format geschaffen, das Ballett einem breiten Publikum verständlich macht.“ Neumeier sei „ein Gigant des Balletts, der uns für die Zukunft ein reiches künstlerisches Erbe hinterlässt, auf das wir weiter aufbauen werden“.

Neumeier fragte: „51 Jahre Kreativität und eine choreografische Handschrift – was bleibt davon?“ Zwar übernähmen bald sein Nachfolger Demis Volpi und Lloyd Riggins die Hamburger Aufführungen. „Um mein Lebenswerk aber dauerhaft zu erhalten, muss sichtbar werden, woher es kommt. Ohne ein Bewusstsein der Vergangenheit gibt es keine Zukunft. Diese Leerstelle soll das neue John-Neumeier-Institut ausfüllen.“ Seine Vision für den Mittelweg 55 sei ein nationales Tanzzentrum mit seiner weltweit einzigartigen Sammlung, das seine Türen für alle Interessierten und die Wissenschaft weit öffne und mit einem innovativen Rahmenprogramm die Aufführungen seiner Werke spiegele. „Kurz gesagt, ein Anker für Profis und Tanz-Fans aus aller Welt, um die in Hamburg entwickelte Balletttradition in ein lebendiges Erbe zu überführen.“

John Neumeier wurde 1939 in Milwaukee/Wisconsin (USA) geboren. Er studierte an der Marquette University in Milwaukee und machte seinen Bachelor of Arts in Englischer Literatur und Theaterwissenschaften. 1963 engagierte ihn John Cranko an das Stuttgarter Ballett, wo er später zum Solisten avancierte. 1969 berief ihn Ulrich Erfurth als Ballettdirektor nach Frankfurt am Main. August Everding holte ihn 1973 nach Hamburg. Seitdem wirkt er als Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett, seit 1996 zugleich als Ballettintendant und Leiter des Ballettzentrums und seit 2005 als Geschäftsführer der Hamburgischen Staatsoper.

1978 gründete Neumeier die Ballettschule des Hamburg Ballett, 2011 das Bundesjugendballett. 2022 kaufte die Stadt Hamburg eine Immobilie für die zukünftige Nutzung durch die John Neumeier Stiftung, um das künstlerische Erbe Neumeiers und seine Tanzsammlung dauerhaft in Hamburg zu verankern. John Neumeier ist seit 2007 Hamburger Ehrenbürger und zudem Ehrenmitglied der Hamburgischen Staatsoper.