Im Rahmen des Projekts „Herkunft – Ankunft – Zukunft“ (HAZ) von Sucht.Hamburg haben sich zehn Menschen verschiedener Communities als „key person“ (Schlüsselperson) für Suchtwissen qualifiziert. Erstmals sei auch die Sinti-Community stark vertreten, wie die Fachstelle für Suchtfragen am Montag mitteilte. Ziel des Projekts sei es, Informationen rund um Sucht und Hilfeangebote kultursensibel in verschiedenen Muttersprachen an Schlüsselpersonen weiterzugeben, die dieses Wissen in ihrer Community verbreiten.
An der diesjährigen 20-stündigen Ausbildung nahmen mehrere Mitglieder des Sinti-Vereins Hamburg teil. „Durch unser Verfolgungsschicksal sind so gut wie alle von einem transgenerierten Trauma betroffen“, sagten Chalina Reinhard und Christian Rosenberg. Dadurch würden einige Menschen der Sinti-Community in verschiedene Süchte fliehen, hieß es.
In weiten Teilen der Gesellschaft sei das Thema Sucht immer noch ein Tabu. Menschen mit Suchtproblemen sähen sich häufig mit Stigmatisierung und Ausgrenzung konfrontiert – insbesondere, wenn sie zusätzlich von Rassismus, Diskriminierung oder sprachlichen Barrieren betroffen seien. „Manchmal kommen auch einfach Sprachbarrieren hinzu“, sagte Projektleiterin Antje Trauernicht dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nicht zuletzt sei das Thema in einzelnen Kulturkreisen besonders stark tabuisiert.
„Wir wollen Suchtprävention nachhaltig, kultursensibel und für alle zugänglich machen“, sagt die 37-jährige Referentin. Neben der Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen und kulturellen Einrichtungen seien die zertifizierten HAZ-Absolventen für den persönlichen Zugang zu Communities besonders wichtig: Sie verteilen mehrsprachige Flyer, organisieren Infoveranstaltungen, laden ihre Großfamilie nach Hause ein und informieren über Süchte wie Glücksspiel, Alkohol, Rauchen und Medienkonsum. „Die Menschen kommen überhaupt erstmal ins Gespräch“, sagte Trauernicht. Häufig sei noch nie über solche Themen geredet worden.
Das HAZ-Projekt sorgt nach eigenen Angaben seit rund 15 Jahren für mehr Offenheit, mehr Wissen und weniger Vorurteile über verschiedene Süchte. Mittlerweile findet alle zwei Jahre ein HAZ-Lehrgang statt. „Insgesamt haben wir über 50 Schlüsselpersonen für die Suchtprävention in Communities ausgebildet“, sagte die Projektleiterin. Das Angebot gibt es in Arabisch, Deutsch, Hebräisch, Polnisch, Portugiesisch, Romanes, Spanisch, Farsi und Türkisch.