Hamburger Hauptkirche St. Jacobi bekommt Schönheitskur

Die Arbeiten sollen zehn Jahre dauern und mehr als 40 Millionen kosten: Die Hamburger Hauptkirche St. Jacobi muss saniert werden. Das liegt auch an der Lage mitten in der City.

Vor dem Jacobi-Altar (v.l.): Bischöfin Kirsten Fehrs, Finanzsenator Andreas Dressel und Hauptpastorin Astrid Kleist
Vor dem Jacobi-Altar (v.l.): Bischöfin Kirsten Fehrs, Finanzsenator Andreas Dressel und Hauptpastorin Astrid KleistThomas Krätzig / Kirchenkreis Hamburg-Ost

Hamburg. Es wird eine der größten Kirchenbaustellen Deutschlands: Mit mehr als 40 Millionen Euro soll die Hauptkirche St. Jacobi in der Hamburger City umfassend saniert werden. Rund zehn Jahre werden die Bauarbeiten voraussichtlich dauern, sagte Hauptpastorin Astrid Kleist am Freitag bei der Vorstellung. Im kommenden Jahr soll begonnen werden. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat 20,4 Millionen Euro für die Hauptkirche zugesichert. Hamburg werde die gleiche Summe bereitstellen und 1,5 Millionen Euro für einen frühen Planungsbeginn vorziehen, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei einem Besuch in der Kirche.

Vor allem das Mauerwerk muss erneuert werden. In den Kirchenmauern sind über die Jahre zahlreiche Risse entstanden, einige Backsteine sind bereits abgebrochen. Auch die Lage der Kirche macht Probleme: Insbesondere der Schwerlastverkehr würde dem Bau zusetzen, sagte die Hauptpastorin. Das Gebäude sei in steter Bewegung, St. Jacobi habe einen „Puddingturm“. Auch im Innenraum sind umfassende Baumaßnahmen notwendig. Zudem soll die Kemper-Orgel erneuert und das Gemeindehaus barrierefrei gestaltet werden. Mit der Sanierung wolle sich die Kirche auch stärker für die Stadt öffnen, sagte Kleist. „Wir wollen nicht der Geheimtipp bleiben.“

Profitiert vom Bus-Verkehr

Ob die Kirche für Gottesdienste gesperrt werden muss, steht noch nicht fest. Es gilt aber als wahrscheinlich. Offen ist ebenfalls, ob der Turm eingerüstet werden muss.

Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) erinnerte daran, dass St. Jacobi im Mittelalter die Armen- und Pilgerkirche vor den Toren der Stadt gewesen sei. Der soziale Gedanke präge die Gemeindearbeit bis heute. Der Runde Tisch zum Umgang mit Obdachlosigkeit in der City sei vorbildlich. Die geplante Verlegung des Busverkehrs aus der Mönckebergstraße in die parallele Steinstraße werde zu einer Veränderung des Fußgängerverkehrs in der City führen. Die St. Jacobi-Kirche, die zwischen beiden Straßen liegt, könne davon profitieren.

Ein Kleinod für Kunst

Bischöfin Kirsten Fehrs erinnerte daran, dass St. Jacobi „ein Kleinod“ für mittelalterliche und frühneuzeitliche Kunst sei. Seit mehr als 20 Jahren betreibt die Hauptkirche gemeinsam mit dem Denkmalschutzamt die Denkmalwerkstatt.

Die Jacobi-Kirche wurde 1255 erstmalig dokumentiert. Sie lag am Pilgerweg von Nordeuropa ins spanische Santiago de Compostela und ist bis heute Hamburgs Pilgerkirche. Im 14. Jahrhundert wurde sie als dreischiffige Backsteinkirche neu erbaut. 1529 wurde Hamburg und damit auch St. Jacobi evangelisch. St. Jacobi war 1769 die erste deutsche Kirche, die einen Blitzableiter erhielt. 1813 zerstörten Napoleons Truppen einen Teil der historischen Ausstattung und nutzten den Bau als Pferdestall.

Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Jacobi komplett zerstört. Allerdings konnte die Gemeinde vorher die wertvolle Arp-Schnitger-Orgel auslagern, die heute zu den wichtigsten Instrumenten des prominenten Orgelbauers zählt. Der Wiederaufbau von St. Jacobi wurde 1962 vollendet. Sie hat seitdem den baugleichen Turm wie die Nicolaikirche in Bielefeld. (epd)