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Hamburg: “Housing First” wird dauerhaft weitergeführt

Das Projekt „Housing First Hamburg“ wird dauerhaft weitergeführt. Das bisherige Modellprojekt ist seit Monatsbeginn Teil der regulären Hilfen für obdachlose Menschen in Hamburg, wie die Diakonie Hamburg am Donnerstag mitteilte und die Sozialbehörde auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bestätigte.

Um Obdachlosigkeit weiter zu bekämpfen, hatte Hamburg 2022 das Modellprojekt „Housing First“ (dt.: Wohnen zuerst) gestartet. Zunächst für drei Jahre sollten 30 Wohnungen an obdachlose Menschen vermittelt werden. Die Idee besteht laut Diakonie darin, dass Menschen zuerst eine eigene Wohnung erhielten, „direkt und ohne bürokratische Hürden“. Erst danach folgten freiwillige Unterstützungsangebote.

„Die Sozialbehörde zieht zum jetzigen Zeitpunkt ein positives Zwischenfazit für ‘Housing First’ in Hamburg. Die bisherigen Zahlen zeigen, dass durch das Projekt Personen mit Wohnraum versorgt werden, die vom Hilfesystem zuvor nicht erreicht wurden“, erklärte eine Sprecherin der Sozialbehörde auf epd-Anfrage. Die Evaluation des Modellprojektes sei abgeschlossen, der Abschlussbericht befinde sich in der Endredaktion. Das Modellprojekt endete laut Behörde am 30. Juni, die Zuwendungen seien jedoch für Juli und August weiterhin gewährt worden.

Auch die Diakonie zog ein positives Zwischenfazit: „Wir können nach der Pilotphase sagen: ‘Housing First’ funktioniert“, sagte Nina Behlau, Projektleitung „Housing First Hamburg“, dem epd. „Statt der geplanten 30 konnten wir im bisherigen Projekt schon 39 Menschen eine Wohnung vermitteln. Auch wenn das angesichts der Gesamtzahl obdachloser Menschen nur ein Beitrag ist, macht uns das für jeden einzelnen Menschen sehr froh.“

Die Vermittlung der Wohnungen und die begleitenden Angebote für die obdachlosen Menschen erfolgen beim Hamburger „Housing First“-Projekt durch gemeinnützige Träger. Ausgesucht wurde dafür von der Sozialbehörde seinerzeit ein Verbund aus dem Diakonischen Werk Hamburg, der Benno und Inge Behrens-Stiftung und dem evangelischen Kirchenkreis Hamburg-Ost. Vermieterinnen und Vermietern, die über eine oder mehrere freie Wohnungen verfügen, die sie unbefristet an obdachlose Menschen vermieten möchten, bietet die Stadt laut Sozialbehörde als Anreiz finanzielle Absicherungen und Zuschüsse an.

Für den Trägerverbund erklärte Landespastorin Annika Woydack, Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hamburg, die positiven Veränderungen bei den Nutzerinnen und Nutzern würden Mut machen. Zudem zeige die breite Unterstützung – von der Stadt über das Hilfesystem bis zur Wohnungswirtschaft – „was möglich ist, wenn viele an einem Strang ziehen. So kommen wir dem Ziel näher, dass jeder Mensch eine Wohnung hat.“

Mit der Verstetigung besteht laut Diakonie jetzt die Möglichkeit, laufend weitere Wohnungen zu akquirieren und zu vermitteln. Eine Herausforderung bleibe es dabei, auf dem angespannten Hamburger Wohnungsmarkt geeigneten Wohnraum zu finden. Die bisherigen Erfahrungen zeigten aber, „dass ‘Housing First’ auch in Hamburg tragfähig ist“.

Der Hamburger Landesvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Klaus Wicher, erklärte auf epd-Anfrage, das Angebot sollte „weiter ausgebaut werden“. Es müsse „stärker abgestimmt werden auf die Bedarfe der Betroffenen. Denn neben den Älteren, die schon lange nicht mehr in gefestigten Strukturen leben, beobachten wir eine steigende Zahl an jungen Menschen, die aus Jugendeinrichtungen kommen und mit Volljährigkeit selbst für sich sorgen müssen.“ „Housing First“ gebe ihnen „Sicherheit, einen sicheren Ort und zusätzlich Menschen, die sie dabei unterstützen, eine Ausbildung zu machen oder einen Job zu finden“.