Der Michel ist gebucht: Am Sonntag, 14. Juni 2026, um 14 Uhr wird dort der Hamburger Motorradgottesdienst (Mogo) gefeiert. Bereits dieses Jahr hat eine neue Ära begonnen: Erstmals hat mit Pastorin Ulrike Egener eine Frau den Gottesdienst geleitet. „Natürlich ist es ein Gestaltungsspielraum. Jetzt geht es wirklich darum, mit dem Gottesdienst Menschen anzusprechen“, sagte Egener dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Ich wollte vor allem ermöglichen, dass der Mogo überhaupt stattfindet“, sagte die Pastorin, die seit 21 Jahren in Bornhöved (Schleswig-Holstein) predigt.
Erstmals steht nicht mehr die große Ausfahrt im Zentrum, sondern der Gottesdienst selbst. „Der Mogo muss jetzt so gut sein, dass die Leute auch ohne Konvoi kommen.“ Tatsächlich kamen in diesem Jahr rund 900 Besucherinnen und Besucher in den Michel – deutlich weniger als in früheren Hochzeiten, aber für Egener ein gelungener Anfang. „Wenn ich hier in meiner Dorfkirche 250 Leute habe, ist das toll. Der Michel predigt mit seiner Helligkeit und Weite fast von selbst. Da war eine ganz besondere Atmosphäre, es gab viele magische Momente.“
Mogo-Pastorin: Neustart gelungen
Der Neustart sei gelungen. Dabei ist der Pastorin wichtig, den Gottesdienst künftig auf breitere Füße zu stellen. Statt eines „Einmal-Spektakels“ mit Straßensperrungen wünscht sie sich ein offenes Fest, das auch Menschen anspricht, die nicht Motorrad fahren. „Ich träume davon, dass Landfrauen Kuchen backen, dass Jugendfeuerwehren oder Pfadfinder als Ordner helfen. Warum sollte das, was in Dörfern selbstverständlich ist, nicht auch in Hamburg möglich sein?“
Die Tradition des Mogo reicht in die 1980er-Jahre zurück. Über Jahre wuchs er zu einem Großereignis mit bundesweiter Ausstrahlung. Doch zuletzt hakte es: Organisatorische Schwierigkeiten, hohe Kosten und die Frage nach der Trägerschaft führten zu Verunsicherung. „Es war nicht klar, wer Verantwortung übernimmt, auch die Finanzen waren unübersichtlich.“
Mogo: Das Besondere ist die Gemeinschaft
Egener möchte den Mogo stärker thematisch profilieren. „Wir könnten zum Beispiel das Thema Respekt in den Mittelpunkt stellen – gegenüber Rettungskräften, Feuerwehr oder Polizei. Gerade weil die Polizei beim Mogo mit an Bord ist, wäre das ein starkes Signal.“
Für viele Motorradfahrerinnen und -fahrer ist das Besondere ohnehin die Gemeinschaft. „Biker wirken nach außen oft hart, mit Lederklamotten und Tattoos. Aber dahinter stecken ein weicher Kern und ein großes Herz. Sie engagieren sich sozial, helfen Kindern in Not. Das finde ich faszinierend.“
Dass jetzt manches kleiner ausfallen muss, sieht sie als Möglichkeit: „Die ersten Mogos waren auch kleiner und hatten das Herzstück im Gottesdienst. Daran knüpfen wir an.“ Für 2026 laufen bereits die Planungen. Egeners Ziel: „Nicht klagen, was wir nicht mehr haben, sondern feiern, was wir haben – und das attraktiv gestalten. Dann, da bin ich sicher, wird der Motorradgottesdienst auch in Zukunft viele Menschen bewegen.“
