Hamburg ehrt Philosoph Ernst Cassirer zum 150. Geburtstag

Mit einem Senatsempfang im Rathaus hat Hamburg am Montag den Philosophen Ernst Cassirer (1874-1945) zu seinem 150. Geburtstag geehrt. Als einer der bedeutendsten europäischen Denker des 20. Jahrhunderts habe der erste und einzige jüdische Rektor einer deutschen Hochschule in der Zeit der Weimarer Republik die Uni Hamburg mit seiner Professur und später auch als Rektor geprägt, teilten die Kultur-, die Wissenschaftsbehörde und die Universität Hamburg mit.

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) bescheinigte Cassierer, die Anfangszeit der Uni Hamburg „wie kaum ein anderer Wissenschaftler“ geprägt zu haben. Er habe sich „vehement für freiheitliche und demokratische Werte in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus“ eingesetzt.

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagte, wer Cassirer heute lese, entdecke einen Philosophen, der „Kultur breit verstanden wissen will als den Raum, in dem wir unsere Welt symbolisch zu fassen versuchen, um uns von ihren scheinbaren Zwängen zu befreien“. Seine Auseinandersetzungen mit Mythos, Sprache, Kunst und Wissenschaft verdeutlichten, welche Bedeutung die Freiheit der Wissenschaft und der Kunst für moderne Gesellschaften habe. „In Zeiten, in denen viele die demokratische Republik als aufgezwungene Idee ablehnten, verteidigte Ernst Cassirer die Weimarer Republik und zeigte auf, dass die Quellen von Demokratie und Menschenrechten in der deutschen Geistesgeschichte bei Leibniz und Kant zu finden seien.“

Der in Breslau geborene und im New Yorker Exil verstorbene Cassirer war von 1919 bis 1933 Professor für Philosophie an der Hamburgischen Universität. In dieser Zeit entstand sein dreibändiges Hauptwerk „Philosophie der symbolischen Formen“ (1923-29), in dem er eine neue Sprach- und Kulturphilosophie entwirft. Auf Einladung des Senats hielt er am 11. August 1928 im Rathaus zur Feier des zehnten Jahrestags der Weimarer Demokratie die Rede „Die Idee der republikanischen Verfassung“. Darin habe er den Nachweis geführt, dass der liberale Verfassungsstaat seine Quellen auch in der deutschen Philosophie hat, hieß es. Ein Jahr später wurde er zum Rektor der Hamburgischen Universität für das akademische Jahr 1929-30 gewählt. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten verließ Cassirer Hamburg.