Hamburg bekommt den ersten alevitischen Friedhof Europas

Das Gelände auf dem Bergerdorfer Friedhof soll etwa 250 Gräber haben und auch anderen kleinen Religionsgemeinschaften offenstehen.

Die Aleviten sind eine eigenständige Glaubensrichtung mit muslimischen Wurzeln (Symbolbild)
Die Aleviten sind eine eigenständige Glaubensrichtung mit muslimischen Wurzeln (Symbolbild)Ralf Maro, version / epd

Hamburg. Hamburg bekommt den ersten alevitischen Friedhof Europas. Die Religionsgemeinschaft soll ein eigenes Gelände auf dem Bergedorfer Friedhof erhalten, berichtet der Radiosender NDR 90,3. Auf den rund 5.000 Quadratmetern ist Platz für etwa 250 Gräber, Abschiedsräume und Büros. Der Bezirk Bergedorf stellt den Aleviten dafür eine ehemalige Schulsporthalle kostenlos zur Verfügung. Die Gemeinde muss lediglich die Betriebskosten tragen. Die Eröffnung soll am 10. April stattfinden.
In der Vergangenheit habe es oft Konflikte mit muslimischen Bestattern gegeben, sagte Ismail Ceylan, Vorsitzender der alevitischen Stiftung in Hamburg. Zwar würden Aleviten oft als Teil des Islam angesehen. Doch ihre Lebens- und Glaubenspraxis unterscheide sich wesentlich. So gebe es zum Beispiel keine rituellen Gebete. Außerdem sind Männer und Frauen auch im Gottesdienst gleichberechtigt.

Alevitische Frauen ohne Schleier bei Bestattungen

Diese Unterschiede zeigen sich auch bei Bestattungen. So tragen alevitische Frauen beispielsweise keinen Schleier, und die Aleviten kennen auch keine rituellen Waschungen bei Trauerfeiern. "Dafür erklingt bei uns – anders als bei Muslimen – Musik, und zwar mit der traditionellen Langhals-Gitarre, der Saz", sagte Ceylan.
Der Friedhof soll dem Radiosender zufolge allen Menschen offenstehen. Vor allem richte sich das Angebot an andere kleinere Religionsgruppen wie Aramäer und Jesiden, die Konflikte mit muslimischen Trauergesetzen kennen.

40.000 Aleviten leben in Hamburg

In Hamburg leben nach eigenen Angaben etwa 40.000 Aleviten. In der Türkei wurde die humanistische Religionsgemeinschaft lange verfolgt. Mitglieder der Gemeinschaft werden bis heute benachteiligt. Der Hamburger Senat hatte 2012 einen Vertrag mit den Hamburger Gemeinden geschlossen, der ihnen unter anderem das Recht auf eigene Feiertage garantiert.
Mittlerweile gibt es mit Handan Aksünger auch eine Professorin für alevitische Theologie an der Hamburger Universität. Im Wintersemester beginnt hier der weltweit erste Studiengang für alevitische Religionslehrer. (epd)