Halberstädter Kanzel wieder vollständig
Das lange verschollene Zentralrelief der Kanzel im Dom zu Halberstadt ist an seinen ursprünglichen Ort zurückgekehrt. Das restaurierte Bildnis aus dem 16. Jahrhundert sei am Mittwoch in den Kanzelkorb eingesetzt worden, teilte die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt in Halberstadt mit. Das Kunstwerk sei während des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen und 2004 überraschend auf der Kanzelhaube wiedergefunden worden.
Das Relief von 1592 zeigt eine Darstellung Jesu Christi. Die Kanzel wurde ein Jahr nach Einführung der Reformation am Dom vom gemischtkonfessionellen Halberstädter Domkapitel gestiftet. Im Beisein auch der katholischen Domherren sei dort von da an der evangelische Abendmahlsgottesdienst gefeiert worden, hieß es. Für das Stundengebet, den täglichen Gebetsdienst der Domherren im Hohen Chor, fanden die evangelischen und katholischen Geistlichen einen Kompromiss und feierten es bis 1810 gemeinsam.
Die Kanzel sei damit ein Zeugnis des auf Ausgleich und Gemeinsamkeit bedachten Halberstädter Wegs, hieß es. Dies zeige sich jetzt auch wieder vollständig in deren Bildprogramm. Die Darstellungen Jesu Christi, der Evangelisten und der christlichen Tugenden sowie Motive der Vergänglichkeit des Menschen und der Gerechtigkeit Gottes entsprechen laut Kulturstiftung einem traditionellen, aber konfessionell gemäßigten Programm.
Ihre Gemeinsamkeit im ökumenischen Weg versinnbildlichten die beteiligten Protagonisten auch am Ort der Predigt, hieß es. Auf der Kanzelhaube stünden ganz selbstverständlich evangelische und katholische Domherren mit Namen, Titel und Wappen nebeneinander.