Börsenverein: Literaturtipps bei TikTok animieren zum Lesen
Lesen liegt nach Einschätzung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bei jungen Menschen im Trend. „Ich hätte mir vor zehn Jahren nicht träumen lassen, dass das Buch wieder so relevant wird“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Peter Kraus vom Cleff, dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des Welttages des Buches am 23. April. Vor allem literaturbezogene Inhalte in sozialen Medien wie TikTok hätten dazu beigetragen.
Den Social-Media-Trend machten sich auch Buchhandlungen zunutze, die etwa Tische mit dort aktuell bekannten Titeln vorbereiten. „Junge Leute werden dabei nicht nur an Romane für ihre Zielgruppe herangeführt. Franz Kafka ist jetzt im Kafka-Jahr ein großes Thema in den sozialen Medien“, sagte Kraus vom Cleff. Franz Kafka (1883-1924) starb am 3. Juni vor 100 Jahren.
Grundsätzlich laute die gute Botschaft, dass „Deutschland immer noch ein Leseland ist. Mehr als die Hälfte der Deutschen liest immer noch regelmäßig ein Buch“. Zwar gehe der Absatz auf dem Buchmarkt derzeit etwas zurück. Etwa durch Preiserhöhungen sei im ersten Quartal dieses Jahres aber erneut ein Umsatzplus zu verzeichnen. Ein großes Problem für die stationären Händler seien aber die ansteigenden Mieten.
Laut Kraus vom Cleff hat eine internationale Grundschul-Lese-Untersuchung im vergangenen Jahr gezeigt, dass „jedes vierte Kind die Grundschule verlässt, ohne sinnentnehmend lesen zu können“. „Das ist eine bildungspolitische Katastrophe“, sagte er.
Problematisch sei auch, dass jedes dritte Kind zu Hause nicht mehr vorgelesen bekomme. Er appelliere deshalb an alle Eltern, wenigstens zehn Minuten am Tag vorzulesen – „auch über das Einschulen hinaus“. Es sei auch völlig in Ordnung, in der jeweiligen Herkunftssprache vorzulesen. „Es geht um die Gewohnheit und darum zu sehen, dass das Buch in der Familie geschätzt wird“, sagte Kraus vom Cleff.