Gunter Demnig verlegt seinen 100.000. Stolperstein

Es ist eine beeindruckende Zahl: Seinen 100.000. Stolperstein hat Gunter Demnig verlegt. Nürnberg passt als Stadt des Jubiläums für den 75-Jährigen dabei sehr gut.

Seit 1992 verlegt Gunter Demnig Stolpersteine, hier im März 2022 in Erding (Bayern)
Seit 1992 verlegt Gunter Demnig Stolpersteine, hier im März 2022 in Erding (Bayern)Imago / Stephan Görlich

Der Künstler Gunter Demnig (75) hat in Nürnberg seinen 100.000. Stolperstein verlegt. Er erinnert an den Nürnberger Mechaniker Johann Wild und wurde vor dessen früheren Wohnung in der Bartholomäusstraße 29 a angebracht. Das SPD-Mitglied prangerte in mehreren Schreiben unter Pseudonym an das Reichspropagandaministerium in den Jahren 1939/1940 die Verbrechen Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten an. Wild wurde als Urheber entlarvt und zum Tode verurteilt. Er starb am 17. Mai 1941 in München-Stadelheim durch das Fallbeil.

Nürnberg sei die Stadt, „in welchen Verbrechen gegen die Menschheit erstmalig geahndet wurden“, schreibt Demnig auf seiner Internetseite stolpersteine.eu unter Bezug auf die NS-Kriegsverbrecherprozesse der Alliierten. Heute stehe Nürnberg für die Achtung und Wahrung der Menschenrechte.

Ein Leben hinter jedem Stein

„Der 100.000ste Stolperstein soll uns daher daran erinnern, dass hinter jedem Stein ein Menschenleben steht, dass es 100.000 Steine von nötigen 12 Millionen sind, dass wir auch heute – im Zweifel auch gegen Widerstand – für Menschenrechte eintreten müssen“, so Demnig. Die Kunstaktion Stolpersteine läuft seit 1992. Mit ihr will der Künstler den von den Nationalsozialisten beabsichtigten Prozess, ihre Gegner und deren Identität vollständig auszulöschen, rückgängig machen.

Zwei Drittel des Jahres verbringt der Bildhauer nach eigenen Angaben mit dem Verlegen von Stolpersteinen. Sie erinnern mittlerweile in 1.200 deutschen Kommunen und weiteren 30 Ländern an NS-Opfer: Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, an Menschen mit Behinderung und politisch oder religiös Verfolgte. Damit gelten sie heute als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.