Güstrow erinnert an Entfernung der Barlach-Plastik „Der Schwebende“

Das Kunstwerk im Dom richtet sich gegen Kriegsverklärung und Totenkult – und wurde 1937 von den Nazis entfernt.

Die Plastik „Schwebender“ im Dom von Güstrow
Die Plastik „Schwebender“ im Dom von GüstrowNorbert Neetz / epd

Güstrow. Im Güstrower Dom wird am Sonntag,  23. August um 19.30 Uhr an die Entfernung der Ernst-Barlach-Plastik „Der Schwebende“ im Jahr 1937 erinnert. Bei der Gedenkveranstaltung wird die Leiterin der Ernst Barlach Museen Güstrow, Magdalena Schulz-Ohm, einen Vortrag halten zum Thema „Fluch und Segen der Vervielfältigung“, wie die Barlach-Stiftung mitteilt.

Der Bildhauer, Grafiker und Autor Ernst Barlach hatte die Plastik 1927 für den Güstrower Dom geschaffen und sich damit gegen Kriegsverklärung und Totenkult gewandt. Vor 83 Jahren beseitigten die Nationalsozialisten das als Ehrenmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges gedachte Werk als „entartete Kunst“. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Bronzeplastik eingeschmolzen, um neue Kanonen zu gießen.

Freunde des Künstlers ließen unter großem Einsatz einen Zweitguss erstellen, der in Schnega in der Lüneburger Heide in der Verborgenheit die NS-Zeit überdauerte. Von ihm wurde nach dem Krieg eine neue Gussform gemacht, so dass der Drittguss entstehen konnte, der seit März 1953 wieder seinen Platz im Güstrower Dom hat. Der in Wedel geborene Barlach hatte seit 1910 in Güstrow gelebt. Er starb am 24. Oktober 1938 im Alter von 68 Jahren in Rostock. (epd)