Grüne: Pläne der Staatsregierung zu Kita-Sprachtests nicht umsetzbar

Aus Sicht der bayerischen Landtags-Grünen sind die Pläne der Staatsregierung zu verpflichtenden Sprachtests an Kitas und Rückstellungen bei fehlenden Sprachkenntnissen nicht umsetzbar. Wie die Grünen-Fraktion am Sonntag mitteilte, ergebe sich diese Einschätzung aus Antworten der Staatsregierung auf drei schriftliche Anfragen. So sähen die Pläne keine zusätzlichen Finanzmittel für die Kitas vor. „Die Kosten bleiben an den ohnehin oft klammen Kommunen und den Kitas hängen. Letztere kommen bereits heute mit dem für sie zur Verfügung stehenden Geld kaum über die Runden“, heißt es in der Mitteilung.

Aus den Antworten der Staatsregierung gehe hervor, dass durch die Sprachtests Mehrkosten von 220.000 Euro jährlich entstehen, die über die bisherige Förderung der Kindertageseinrichtungen mit abgegolten sein sollen. Die geplanten Sprachstandserhebungen sollen die Grundschulen 1,5 Jahre vor Beginn der Schulpflicht sowie vor der Einschulung durchführen. Die Grünen kritisieren diesen Mehraufwand angesichts des bereits existierenden Lehrkräftemangels.

Die Regierung plane außerdem nicht, weitere Stellen an den Kitas zu schaffen, um genügend Deutsch-Vorkurse für Kinder mit Sprachförderbedarf anbieten zu können. Wenn Kinder bei den Sprachtests vor der Einschulung keine ausreichenden Deutschkenntnisse nachweisen können, müssen sie zurückgestellt werden und eine Kita mit integriertem Vorkurs besuchen. „Mit Blick auf die derzeitige Personallage an Kitas lässt sich schlussfolgern, dass dies im Regelfall nicht umsetzbar sein wird“, heißt es weiter.

Die Landtags-Grünen weisen in ihrer Mitteilung darauf hin, dass es bereits jetzt Sprachstandserhebungen gebe. Es sei gesetzlich festgelegt, dass Kitas für alle Kinder mit festgestelltem Sprachförderbedarf einen Vorkurs Deutsch oder eine ebenso geeignete Sprachfördermaßnahme anbieten müssen. Aufgrund von Personalmangel könne dies aber bereits heute nicht umgesetzt werden. Von den rund 8.000 bayerischen Kitas, die Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren betreuen, seien nur 464 Sprach-Kitas. In Bayern gebe es insgesamt rund 30 Fachberaterinnen und -berater sowie 506 Sprachfachkräfte. Die genaue Zahl der Deutsch-Vorkurse an Kitas werde laut Staatsregierung nicht erfasst.

Es müsse davon ausgegangen werden, dass trotz eines neuen Gesetzes künftig viele Kitas und Grundschulen keinen Sprach-Vorkurs anbieten können, so die Grünen. Kinder müssten dann vor allem im ländlichen Bereich über weite Strecken zur entsprechenden Kita mit Sprachkurs-Angebot transportiert werden. „Kinder aus ihrem sozialen Umfeld zu reißen, damit sie an einer Kita zwischen lauter Unbekannten Deutsch lernen, ist nicht der richtige Weg“, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Julia Post. Stattdessen müsse die Staatsregierung den Kitas mehr Geld für die Finanzierung der Sprachkurse zur Verfügung stellen. So solle der Spracherwerb bei Kindern von Anfang an unterstützt werden.

Am Montag will der Ministerrat den Gesetzentwurf beschließen, über den dann der Landtag entscheidet. Erstmals angewendet werden soll das neue Verfahren 2025. (00/2754/15.09.2024)