Gründer des Deutschen Spielearchivs gestorben

„Hase und Igel“, „Scotland Yard“ oder „Die Siedler von Catan“ – sie alle trugen den Titel „Spiel des Jahres“. Die Auswahl besorgte stets das Deutsche Spielearchiv. Dessen Gründer ist nun mit 87 Jahren gestorben.

Der Gründer des Deutschen Spielearchivs, Bernward Thole, ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren, wie die Stadt Nürnberg am Freitag mitteilte. Thole habe sich wie kein anderer über Jahrzehnte seines Lebens dem Spiel und dem Spielen gewidmet. 1979 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Vereins „Spiel des Jahres“, mit dem eine Gruppe von Spielekritikern es sich zur Aufgabe machte, sich für die Förderung des Spiels „mit seinen wertvollen, aber bis dahin noch wenig anerkannten kulturellen, sozialen und didaktischen Eigenschaften einzusetzen“.

Der studierte Literatur- und Medienwissenschaftler wurde an der Philipps-Universität Marburg promoviert und arbeitete bis 2001 als Dozent im Fachbereich Neuere Deutsche Literatur und Medien. Ende der 1960-er Jahre entdeckte er die Welt der Spiele für sich und begann 1973, Kritiken zu Spielen zu schreiben – eine Tätigkeit, die er rund 30 Jahre lang für verschiedene Zeitungen und Medien ausübte.

Thole war laut Mitteilung auch ein leidenschaftlicher Sammler. 1985 gründete er das Deutsche Spielearchiv Marburg zusammen mit dem Mitinitiator Tom Werneck. Das als wissenschaftliches Dokumentations- und Forschungszentrum sowie Veranstalter von Spieleevents ausgerichtete Archiv startete auf der Basis von 8.000 Spielen und sei im Laufe von rund 25 Jahren auf einen Bestand von 30.000 Spielen angewachsen. Damit habe die einzigartige Sammlung aufgrund ihrer Größe und Bedeutung eine öffentliche Trägerschaft benötigt.

Auf Beschluss des Kulturausschusses des Nürnberger Stadtrats wurden die Museen der Stadt beauftragt, das Spielearchiv anzukaufen und in Nürnberg fortzuführen, wie es heißt. 2010 wurde dieses demnach nach Nürnberg geholt, wo es als Deutsches Spielearchiv Nürnberg mit Sitz im Baudenkmal Pellerhaus fortbesteht. Als „Gedächtnis der Spielebranche“, die in Nürnberg eine jahrhundertealte Tradition hat, bereichere es die „Spielestadt“ Nürnberg als Ausrichter von analogen und digitalen Spieleveranstaltungen, Beratungszentrum und Ort von Spielpädagogik sowie als Kooperationspartner für die Wissenschaft.