Große Gesellschafter sichern Finanzierung des Grimme-Instituts zu

Bei der 60. Verleihung der Grimme-Preise haben sich wichtige Gesellschafter zu einer auskömmlichen Finanzierung des Grimme-Institus bekannt. Der nordrhein-westfälische Medienminister Nathanael Liminski (CDU) sagte am Freitagabend in der Gala im Theater Marl, er sei froh, dass 60 Jahre Grimme-Preis gefeiert würden. Persönlich werde er „alles dafür tun, dass wir auch 120, 180 und 360 Jahre feiern“. Das Land NRW ist größter Geldgeber des Instituts, das zuletzt in eine wirtschaftliche Schieflage geraten war.

Der Grimme-Preis biete eine Bühne für mutige Fernsehmacher, die schwierige Themen wie Ausgrenzung und Diskriminierung bearbeiten, betonte Liminski. Dadurch kämen diese Inhalte auch stärker in der Breite der Gesellschaft an. „Das ist eine Horizonterweiterung in jeder Hinsicht“, sagte der Medienminister. „Wir brauchen diese Marken der Orientierung.“

Die Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV), Annegret Kramp-Karrenbauer, bestätigte als Vertreterin des größten Einzelgesellschafters von Grimme die Fortsetzung des finanziellen Engagements. „Der DVV hat heute in seinen Gremiensitzungen beschlossen, das Grimme-Institut in den nächsten Jahren weiter finanziell so zu unterstützen, dass der Wunsch von Herrn Liminski richtig ist“, sagte die frühere CDU-Politikerin.

Neben dem Land NRW und dem DVV sind auch die Film- und Medienstiftung NRW, die Landesanstalt für Medien NRW, die Stadt Marl, der WDR und das ZDF Gesellschafter des Instituts. Im vergangenen Jahr hatte sich bei der Einrichtung durch nicht gegenfinanzierte Mehrkosten ein Finanzloch in Höhe von 430.000 Euro im Haushalt für 2024 aufgetan. Inzwischen rechnet das Institut für das laufende Jahr aber mit einem ausgeglichenen Haushalt.

Ab dem 1. Mai übernimmt Peter Wenzel, Sozialdezernent der Stadt Datteln, kommissarisch die Geschäftsführung des Instituts. Er folgt auf Frauke Gerlach, die nach zehn Jahren an der Spitze ausscheidet. Sie konnte nach Institutsangaben krankheitsbedingt nicht an der Preisverleihung teilnehmen.

Während der zweistündigen Gala wurden insgesamt 14 Grimme-Preise und drei Sonderpreise vergeben. Inhaltlich geht es in den geehrten Formaten um Themen wie den Ukraine-Krieg, sexualisierte Gewalt, Rassismus und deutsche Geschichte. Bis auf zwei Preise gingen alle Ehrungen an Produktionen öffentlich-rechtlicher Sender.

Der Film „Nichts, was uns passiert“ (WDR) erhielt neben dem Preis der Studierendenjury einen Grimme-Preis im Bereich Fiktion. Ebenfalls ausgezeichnet wurden der Fernsehfilm „Tamara“ (ZDF) und die Serie „Sam – Ein Sachse“ (Disney+). Mit dem Spezial-Preis wurde die Serie „Haus Kummerveldt“ (WDR/ZDF/Arte) gewürdigt.

Die Auszeichnung für die Besondere Journalistische Leistung erhielt die ARD-Korrespondentin Katharina Willinger für ihre transparente und kontinuierliche Auslandsberichterstattung aus der Türkei und dem Iran. Mit dem Publikumspreis der Marler Gruppe und einer Auszeichnung im Bereich Information & Kultur wurde der Dokumentarfilm „Drei Frauen – Ein Krieg“ (RBB/WDR/Arte) geehrt.

Zu den weiteren Preisträgern zählen die Trilogie „Einzeltäter“ (ZDF) sowie die Dokumentarfilme „Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod“ (WDR/RBB/Arte) und „Ukraine – Kriegstagebuch einer Kinderärztin“ (RBB/Arte). Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands ging an das Team von „heute – in Europa“ (ZDF).

In der Kategorie Unterhaltung wurden zwei Preise vergeben: an Sarah Bosettis Show „Bosetti Late Night“ (ZDF/3sat) sowie als Spezial-Preis an die Moderatorin Anna Dushime für ihre Talkshow „Der letzte Drink mit Anna Dushime“ (RBB). Eine Auszeichnung im Bereich Kinder & Jugend erhielten „Die Sendung mit der Maus-Spezial – Marokko-Maus“ (WDR), die Funk-Produktion „Hypeculture: Straßenslang – Wie Rap Deutschland verändert“ und die drei Hauptdarstellerinnen der Serie „Die drei !!!“ (Disney+).

Der 1964 erstmals vergebene undotierte Grimme-Preis gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis.