Griechisches Parlament stimmt für gleichgeschlechtliche Ehe

Die „Ehe für alle“ – in vielen westlich-säkularen Ländern ist sie längst Realität. Bisher aber noch in keinem christlich-orthodox geprägten Staat. Mit großer Spannung wurde daher die Abstimmung in Griechenland erwartet.

Das griechische Parlament hat am Donnerstagabend nach wochenlanger gesellschaftlicher Debatte für eine Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe gestimmt. Für den entsprechenden Gesetzesvorschlag der konservativen Regierung votierten nach stundenlangen Diskussionen in namentlicher Abstimmung 176 Abgeordnete, 77 stimmten dagegen. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis setzte sich damit nicht zuletzt gegen Widerstand aus den Reihen seiner eigenen konservativen Partei Nea Dimokratia durch.

„Wir entscheiden hier nicht über einen gesellschaftlichen Wandel“, sagte Mitsotakis vor der Abstimmung im Plenum: „Dieser Wandel hat längst stattgefunden.“ Der gleichberechtigte Zugang zur Zivilehe verbessere das Leben „vieler unserer Mitbürger sehr, ohne – das betone ich – das Leben von vielen Menschen zu beeinträchtigen“. Menschen, die bisher „unsichtbar“ seien, könnten nun sichtbar werden – „und mit ihnen viele Kinder, die endlich ihren Platz neben all den anderen gefunden haben“.

Zuspruch erhielt er von mehreren linksgerichteten Parteien. Damit ist Griechenland das erste christlich-orthodox geprägte Land, das eine entsprechende rechtliche Gleichstellung Homosexueller gestattet. Bisher durften Betroffene nur eine sogenannte eingetragene Partnerschaft eingehen.

Verheiratete Homosexuelle dürfen laut dem neuen Gesetz wie heterosexuelle Ehepaare Kinder adoptieren. Nicht vorgesehen ist die Möglichkeit, in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft Kinder durch künstliche Befruchtung zu zeugen.

Laut aktuellen Umfragen ist die griechische Gesellschaft in Sachen Homo-Ehe gespalten: Befürworter und Gegner lagen zuletzt in etwa gleichauf. Entschiedener Widerstand kam indes aus der griechisch-orthodoxen Kirche. Führende Geistliche beklagten in den vergangenen Wochen, dass die geplante Gesetzgebung „den grundlegenden Kern der Gesellschaft“ zerstöre.

Auch der frühere konservative Ministerpräsident Antonis Samaras, ein Parteikollege von Mitsotakis, stellte sich gegen die Ehe für alle. Im Parlament bezeichnete er den Gesetzentwurf als gefährlich, weil er Kindern das Recht auf Eltern verschiedenen Geschlechts nehme. Zugleich erklärte er, die gleichgeschlechtliche Ehe sei kein Menschenrecht.