Gottesdienste feiert das deutsche Olympia-Team nur digital

Wegen der Pandemie werden die Sportler vom Seelsorge-Team nur aus der Ferne betreut. Doch damit hat die Kirche inzwischen Erfahrung und plant mit Chats, Videokonferenzen – und einem Türanhänger.

Olympiapfarrer Thomas Weber bleibt in Deutschland
Olympiapfarrer Thomas Weber bleibt in DeutschlandFriedrich Stark / epd

Gevelsberg /Hannover / Osnabrück. Wegen der Teilnahmebeschränkungen bei den olympischen Spielen in Tokio bieten die Kirchen in diesem Jahr die Seelsorge-Angebote für die deutschen Sportler in digitaler Form an. Geplant sind unter anderem digitale ökumenische Gottesdienste, wie der evangelische Olympia-Seelsorger Thomas Weber dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. In der Zeit der Corona-Pandemie habe die Kirche bereits digital Gottesdienst an unterschiedlichen Orten gefeiert. „Das wollen wir auch mit der Olympia-Mannschaft in Japan versuchen“, sagte der Theologe.

Die Olympischen Spiele vom 23. Juli bis zum 8. August in Tokio finden wegen steigender Corona-Infektionszahlen unter starken Einschränkungen statt. Zuschauer sind in der Regel nicht zugelassen, Begleitpersonen werden auf die nötigsten beschränkt.

Betreuung funktioniert ökumenisch

Die Gottesdienste bietet Weber gemeinsam mit der Sport- und Olympia-Seelsorgerin der deutschen Bischofskonferenz, Elisabeth Keilmann, und dem Paralympics-Seelsorger Christian Bode aus Osnabrück an. Weber und Bode gehören zum Vorstand des Arbeitskreises Kirche und Sport der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und werden üblicherweise regelmäßig zu Olympischen Spielen entsandt. Wegen der Pandemie bleiben sie in diesem Jahr in Deutschland.

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An die deutsche Mannschaft sollen Türanhänger verteilt werden, auf denen sich die Seelsorger vorstellen, wie Weber berichtet. Statt einem „Bitte nicht stören!“, was man sonst von Türanhängern von Hotels kenne, „sagen wir damit: Ihr könnte uns jederzeit ansprechen, wir stehen für Euch auch aus der Ferne per Handy oder Videokonferenz zur Verfügung“.

Kein „Deutsches Haus“

Digitale Formate können jedoch nach Worten Webers die direkten Begegnungen mit den Sportlern nicht vollständig ersetzen. So gebe es in diesem Jahr kein „Deutsches Haus“ als Treffpunkt für die Athleten und auch kein olympisches Jugendlager, wo sonst viele Kontakte entstünden. „Wir geben unserer Kirche ein Gesicht, wenn wir vor Ort sind“, sagt Weber. „Daher ist es schon schade, dass das in diesem Jahr nicht möglich ist“. Weber äußerte zugleich Verständnis dafür, dass angesichts der Corona-Pandemie die Teilnehmer und Besucher stark eingeschränkt würden.


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Für die Sportler seien die olympischen Spiele eine großartige Möglichkeit, einmal ihre Fähigkeiten zu zeigen, sagte Weber. „Auf diesen Moment haben sie viele Sportlerinnen und Sportler jahrelang vorbereitet.“ Dass Olympia unter starken Einschränkungen stattfinde, sei ihnen daher lieber, als wenn es ganz ausfiele.

Die Sportler hätten viele Ärzte und Therapeuten um sich, die sich um ihre Körper und ihre Leistungsmöglichkeiten kümmerten, berichtet Weber. Sie schätzten es daher, wenn auch jemand dabei sei, der sich um die Seele kümmere, und den ganzen Menschen in den Blick nehme. „Die Sportler wissen, dass Seelsorger die ganze Bandbreite des Lebens kennen und genau wissen, was es bedeutet, wenn eine Beziehung auseinandergegangen ist oder wenn die Mutter an Krebs gestorben ist.“ Im Sport gehe es ja immer um Sieg und Niederlage, um Förderung und Geld. „Aber das Leben ist ja mehr als der Sport.“ (epd)