Gottesdienst zum „Welttag der Suizidprävention“

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg lädt im Zusammenhang mit dem „Welttag der Suizidprävention“ (10. September) zu einem Gottesdienst in die Oldenburger Kirche St. Ansgar ein.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg lädt im Zusammenhang mit dem „Welttag der Suizidprävention“ (10. September) zu einem Gottesdienst in die Oldenburger Kirche St. Ansgar ein. Die Feier an diesem Freitag (8. September) um 18 Uhr steht unter der Überschrift „So’ne Sehnsucht nach Leben“, sagte Pastorin Tanja Bödeker am Montag. Eingeladen seien alle Menschen, die mit dem Thema in Berührung gekommen sind: „Sei es durch persönliche oder berufliche Betroffenheit oder weil sie wieder ins Leben zurückgefunden haben. Wir wollen Hoffnungszeichen setzen und einen Ort zum Trauern bieten.“

An dem Gottesdienst beteiligt sind unter anderen 16 Jugendliche des Jugendclubs des Oldenburger Staatstheaters. Zusammen mit dem Schauspieler und Leiter des Clubs, Klaas Schramm, haben sie das Stück „Der Tag, an dem das Glück starb“ erarbeitet, das im Gottesdienst aufgeführt wird. Erst kürzlich war es erstmals bei den Jugendtheatertagen in Oldenburg zu sehen.

Bundesweit seien allein im Jahr 2021 rund 9.200 Menschen durch Suizid gestorben, sagte der Psychiater und Neurologe, Claus Bajorat. „Das sind mehr Personen als durch Mord und Totschlag und Verkehrsunfällen zusammen.“ Die Zahl der Suizidversuche sei um ein Vielfaches höher.

Ob sich durch die massiven Einschränkungen während der Corona-Pandemie die Zahl der Suizide junger Menschen erhöht habe, lasse sich wissenschaftlich noch nicht belegen sagte Bajorat. Doch sei klar feststellbar, dass es mehr Jugendliche gebe, die an einer Essstörung oder einer Depression litten, ergänzte der Leiter des sozial-psychiatrischen Dienstes der Stadt Oldenburg, Peter Orzessek. Und mit einer Depression gehe ein höheres Suizid-Risiko einher.

Auch die Leiterin der Oldenburger Telefonseelsorge, Pastorin Elke Andrae, verzeichnet zunehmend in Kontakten eine suizidale Tendenz besonders in der Chatseelsorge. Gerade junge Menschen wirkten resigniert, einsam und verlassen – „und das hält an“, sagte sie.

Doch sei die Zahl junger Menschen, die einen Suizid begehen, im Vergleich gering, betonte der Facharzt Bajorat. Die meisten Todesfälle seien bei alten und einsamen Menschen zu beklagen. Es seien vor allem alte Männer, die ihrem Leben durch einen Suizid ein Ende setzten.

Das Organisatorenteam riet dazu, auch scheinbar nebensächliche Anspielungen oder Andeutungen ernst zu nehmen und nachzufragen, was denn damit gemeint sei. Das Thema müsse raus aus der Tabuzone. Dabei müsse niemand fürchten, jemanden auf die Idee eines Suizids zu bringen. „Sie können einen Suizid nicht herbeireden“, unterstrich Bajorat. Doch könne eine Nachfrage den Tunnelblick wieder weiten, an dessen Ende sonst nur noch der Tod bleibe.