Gottesdienst zu Eschede: „Lebenslinien malen sich nicht weiter“

Vor 25 Jahren entgleiste der ICE „Wilhelm Conrad Röntgen“ bei Eschede in Niedersachsen. An das schwerste Zugunglück der Bundesrepublik hat ein Gottesdienst erinnert.

An der Unglücksstelle erinnert eine Tafel an die Verstorbenen
An der Unglücksstelle erinnert eine Tafel an die Verstorbenenepdbild / Jens Schulze

Mit einem Gottesdienst haben die Kirchen am Freitagabend in Eschede an das Zugunglück in dem niedersächsischen Ort vor 25 Jahren erinnert. „Die Lebenslinien der Menschen, an die wir uns heute erinnern, sie malen sich nicht weiter“, sagte der Celler katholische Pater Thomas Marx in einer Dialogpredigt mit dem evangelischen Regionalbischof Stephan Schaede in der Johanniskirche in Eschede. „Wird es dafür, was da geschah, je Bilder, je Worte geben?“, sagte Marx laut Manuskript.

Am 3. Juni 1998 entgleiste der ICE 884 „Wilhelm Conrad Röntgen“ auf seiner Fahrt von München nach Hamburg bei Tempo 200 an einer Weiche am südlichen Ortsrand von Eschede. Bei dem schwersten Zugunglück in der bundesdeutschen Geschichte starben 101 Menschen, mehr als 100 wurden verletzt.

Blick auf Verletzte

Regionalbischof Schaede lenkte den Blick auf diejenigen, die bei der ICE-Katastrophe teilweise schwer verletzt wurden. Ihr Leben habe anders weitergehen müssen als geplant – „für immer eingeschränkt, beeinträchtigt“. Auch die „Wunde des abbrechenden Lebens“ sitze tief, sagte er. „Manche Hinterbliebene sind daran zerbrochen.“ In ihrer Predigt erinnerten die Theologen aber auch an die Hilfsbereitschaft von Rettungskräften, Feuerwehr und Einwohnern angesichts des Unfalls.

Der christliche Glaube zeichne selbst angesichts von Dunkelheit Bilder der Hoffnung, sagten sie. Als die Jünger Jesu sich von Gott verlassen fühlten, sei dieser mitten unter ihnen gewesen. An dem Gottesdienst wollten nach Kirchenangaben auch Vertreter der Überlebenden sowie von Hinterbliebenen, Feuerwehr und Bahn mitwirken.