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Gott weiß Bescheid

Kathrin möchte unbedingt zu dieser Fortbildung. Sie ist wichtig für ihre Arbeit. Doch wer passt auf ihre beiden Kinder auf? Sie überlegt und fragt ihre Mutter. Die hat zwar selbst viel zu tun, sagt aber gerne zu. Sie fährt für vier Tage zur Tochter. Kathrin ist erleichtert. Insgeheim sorgt sie sich aber schon, ob alles so funktionieren wird. Bis ins Detail erklärt sie der Mutter, was sie zu tun hat. Wann das Mittagessen für die Kinder auf dem Tisch stehen soll. Was die Kinder mögen. Wie sie ihre Hausaufgaben erledigen sollen und wie die Mutter die Betten machen soll.
Die Mutter stöhnt. „Ich habe selbst drei Kinder großgezogen und viele Mittagessen gekocht – hast du so wenig Vertrauen zu mir?“ Kathrin erschrickt erst etwas, dann kann sie der Mutter recht geben. „Stimmt. Mach einfach, wie du denkst“, sagt sie.

Das erinnert mich an ein Gespräch, das ich kürzlich mitbekommen habe. Ein Mann sagt, er findet beten so anstrengend. Wie er denn betet, wird er gefragt. Er nennt als Beispiel etwa den Sohn, für den er betet. Er bittet Gott, dass er dem Sohn Kraft geben soll für seine Arbeit, Einsicht im Umgang mit der Frau, Gesundheit und, und, und. Auf diese Art und Weise betet er für viele Menschen. Aber längst nicht für alle, die ihm einfallen. Das würde viel zu lange dauern.
„Wie wäre es“, fragt sein Gesprächspartner, „wenn Sie Gott einfach um Segen für diese Menschen bitten. Ich glaube, wir brauchen ihm nicht haarklein vorzuschreiben, was er zu tun hat. Das weiß Gott auch so.“
Wie der Mann darauf reagiert hat, habe ich nicht mitbekommen. Aber der Gedanke gefällt mir. Und macht beten viel entspannter.