Gott hat einen Plan

Seit diesem Kirchenjahr gilt in der EKD eine neue Ordnung der gottesdienstlichen Texte und Lieder. Im „angesagt“ stellen wir die darin neu vorgeschlagenen Wochenlieder vor. Meinem Gott gehört die WeltEvangelisches Gesangbuch 408 Sibylle Sterzik zum neuen Wochenlied

Sibylle Sterzik zum neuen Wochenlied

„Ist das nicht ein Kinderlied?“, fragt der junge Mann, dem ich erzähle, dass „Meinem Gott gehört die Welt“ neu als Wochenlied vorgeschlagen ist. In Christenlehre, Kindergottesdienst und vor dem Einschlafen haben wir es rauf und runter gesungen. Doch als ich lese, dass es vermutlich 1933 entstand, kommen mir Zweifel, ob es für Kinder gedacht war. Der Dichter Arno Pötzsch (1900–1956) hatte mit 33 Jahren schon viel durchlebt. Mit 17 meldete er sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zur Kriegsmarine. Die Schrecken des Krieges lösten eine Lebenskrise in ihm aus. Er findet eine neue Aufgabe als Erzieher und Fürsorger in den Brüdergemeinen Kleinwelka und Herrnhut. Mit fast 30 Jahren studiert er Theologie und will Pfarrer werden.1933 schrieb er unter dem Titel „Woher? Wohin?“ Gedanken über Lebensfragen. Alle Wege münden in dem einen letzten Ziel, Gott, heißt es darin. Gott gehört Raum und Zeit und die Ewigkeit. Für alles hat der Schöpfer einen Plan, nicht nur für die Sterne, auch für die Menschen. Keiner fällt da heraus. Täglich gibt er Brot, hilft er in der Not und rechnet um Jesu willen Schuld nicht an. Im Leben und im Tod ist Gott durch seinen Heiligen Geist gegenwärtig. Mit dem Lied lehnt Pötzsch jeden anderen Herrschaftsanspruch auf das Leben ab, in einer Zeit, in der ein neuer Krieg droht. Die Nationalsozialisten sind gerade an die Macht gekommen. Nicht ihnen, sondern Gott gehört die Welt, bekennt er.Auch heute. Nicht den Höckes, die in Thüringen ein unbegreifliches Wahlergebnis eingefahren haben, weil sie die Welt nicht mit Liebe decken wie Gott, sondern Hass schüren. Im Glauben fand der Dichter Antwort auf die Woher-und-Wohin-Frage. Damit sein Wille geschieht, sind heute auch unser Bekenntnis und unsere Liebe gefragt.