Görings “Raub-Teppich” geht an Erben des früheren Besitzers

Nach NS-verfolgungsbedingtem Verkauf war ein barocker Wandteppich in den Besitz des Nazi-Politikers Hermann Göring gekommen. Nun wird der Teppich an die rechtmäßigen Erben des jüdischen Besitzers zurückgegeben.

Die Kunstverwaltung des Bundes hat einen barocken Wandteppich an die Erben des Sammlers Albert Freiherr von Goldschmidt-Rothschild (1879-1941) zurückgegeben. Dies teilte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), am Dienstag in Berlin mit. Die Provenienzforschung durch die Kunstverwaltung des Bundes habe erwiesen, dass der Teppich seinem Eigentümer während der NS-Herrschaft verfolgungsbedingt entzogen worden sei. Spätestens ab 1939 war der Wandteppich Teil der Kunstsammlung des Nazi-Politikers Hermann Göring.

Deutschland stünde gegenüber den Verfolgten des NS-Terrors in der Pflicht, Kulturgut, das als NS-verfolgungsbedingt entzogen identifiziert wurde, an die rechtmäßigen Erben zurückzugeben, betonte Roth. “Vor diesem Hintergrund bekennt sich Deutschland mit der Restitution des Wandteppichs von Albert Freiherr von Goldschmidt-Rothschild nachdrücklich zur Umsetzung der Washingtoner Prinzipien.” Diese wurden 1998 bei einer Konferenz in Washington in Bezug auf Kunstwerke beschlossen, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden.

Der Wandteppich stammt aus einer Manufaktur im französischen Aubusson und zeigt das Ufer einer Seebucht mit Wasservögeln. Bis 1936 befand er sich in der Sammlung von Albert Freiherr von Goldschmidt-Rothschild in Frankfurt am Main.

Albert von Goldschmidt-Rothschild war ein Unternehmer und Kunstsammler, der zusammen mit seiner Ehefrau Marion von Goldschmidt-Rothschild (1902-1982) eine umfassende Kunstsammlung aufgebaut hatte. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft war er in der NS-Zeit etlichen antisemitischen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. Im Mai 1936 musste von Goldschmidt-Rothschild den Wandteppich unter dem Druck der Verhältnisse in Frankfurt am Main versteigern lassen. 1939 emigrierte er über die Niederlande und Großbritannien in die Schweiz, wo er mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern lebte, ehe er 1941 in Lausanne verstarb.