Der Klimawandel in Deutschland macht auch den Glühwürmchen zu schaffen. Alle drei Arten hierzulande seien auf eine feuchte Umgebung angewiesen, sagte der Insekten-Experte beim Naturschutzbund (Nabu) Thüringen, Ronald Bellstedt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch etwa naturbelassene Wälder entlang von Flussauen gebe es nicht nur in Thüringen zunehmend weniger. „Die Larven der Glühwürmchen ernähren sich von Gehäuseschnecken. Und die gibt es nun einmal wenig an trockenen Standorten“, sagte Bellstedt. Die Bestände schrumpften daher.
Noch am häufigsten seien die Käfer an Waldrändern und Bergwiesen, bei Laubgehölzen, an Gehölzrändern oder auf feuchten Wiesen zu finden. Bellstedt appellierte daher an Agrarunternehmen, aber auch Straßenmeistereien, nicht alle Freiflächen bis an die Felder, Gewässerufer und Waldränder heran zu mähen und zu mulchen.
Auch Gartenbesitzer könnten mit einfachen Mitteln Ansiedlungsprojekte für Glühwürmchen und viele andere Arten starten. „Von Mai bis in den August hinein am besten nur die Wege mähen und Ränder sowie andere Flächen stehen lassen“, sagte der Insektenkundler. In naturnahen Gärten mit ausreichend feuchten Stellen, aber auch Trockenmauern oder Stein- und Asthaufen, finden die Käferlarven während ihrer dreijährigen Entwicklungszeit gute Bedingungen. „Wichtig ist auch, auf Pestizide und Schneckenfallen zu verzichten“, sagte Bellstedt.
Beobachten lassen sich die Leuchtkäfer Bellstedt zufolge noch bis Ende August jeweils etwa eine Stunde lang ab Einbruch der Dämmerung: „Ihr Vorkommen ist ein guter Indikator für die Güte des Biotops.“ Mit ihren charakteristischen blinkenden Leuchtsignalen finden die paarungsbereiten Männchen und Weibchen zueinander. Jede Art habe dabei ihren ganz speziellen Leuchtcode. So seien Annäherungen zwischen den drei in Deutschland beheimateten Arten ausgeschlossen. Wegen ihrer starken Leuchtkraft besonders auffällig unterwegs seien in diesen Wochen die Männchen und Weibchen des Kleinen Leuchtkäfers (Lamprohiza splendidula). Ihr Licht produzieren die unscheinbaren Insekten mithilfe eines chemischen Prozesses im Körper selbst.
Als den wohl magischsten Ort zur Beobachtung von Glühwürmchen in Thüringen nennt Bellstedt die Drachenschlucht bei Eisenach. In der feuchten Klamm finden sich mit dem Großen und dem Kleinen Leuchtkäfer gleich zwei Arten, die bei ihrer Partnersuche hier den mystischen Eindruck von schwebenden Feenwesen vermittelten.