Globalisierungskritiker Jean Ziegler wird 90

„Sartre hat mir das Rüstzeug gegeben, um die Welt zu verstehen.“ Im Laufe seines Lebens ist Jean Ziegler vielen Prominenten begegnet. Mindestens ebenso wichtig bleibt für den bald 90-Jährigen etwas anderes.

Jean Ziegler, Buchautor und langjähriger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, wird am Freitag (19. April) 90 Jahre alt. Der Kampf gegen Hunger und einen entfesselten Kapitalismus machten den 1934 in Thun geborenen Schweizer international bekannt.

In den 1950er-Jahren lernte er während seines Studiums in Paris das Philosophenpaar Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir kennen. Sein erster Job für die UN führte Ziegler 1961 in den Kongo und nach Burundi. Sein Engagement für Entwicklungsländer wurde zu einer Konstante etwa für seine Posten bei der UN. Daneben war er als Professor für Soziologie tätig und saß als Nationalrat im Parlament der Schweizer Eidgenossenschaft.

In seinen Büchern setzte er sich immer wieder kritisch auch mit seinem Heimatland auseinander. Seine Publikationen wie „Die Schweiz wäscht weißer“ (1992) und „Die Schweiz, das Gold und die Toten“ (1998) lösten erbitterte Kontroversen aus. Soeben ist im Penguin Verlag eine Neuauflage seines Bestsellers „Wie kommt der Hunger in die Welt? Antworten auf die Fragen meines Sohnes“ erschienen.

In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) verteidigte Ziegler seinen Einsatz, der ihm laut eigenem Bekunden unter anderem Prozesskosten in Höhe von mehreren Millionen Franken abverlangte. „Wenn man das Bewusstsein verändern will, muss man eine klare Sprache wählen, ohne Selbstzensur.“ Er lebe in einem Land mit freier Meinungsäußerung. „Das verpflichtet uns, dieses Recht auch wahrzunehmen. Nichts anderes habe ich getan.“