Glaube, Familie und Identität beim Filmfestival Max Ophüls Preis

„Zwischen uns Gott“, „Wie im Himmel so auf Erden“, „Gotteskinder“ und „El Mártir“: Wenn das 45. Filmfestival Max Ophüls Preis am 22. Januar startet, geht es auch vermehrt um das Thema Glaube und Religion. „Wir wissen nicht genau, woher das kommt“, sagte die Gesamtprogrammleiterin Theresa Winkler am Freitag in Saarbrücken. Die Corona-Pandemie habe Menschen wahrscheinlich dazu gebracht, sich mehr mit ihrer Familie zu beschäftigen und sich mehr miteinander auseinanderzusetzen. Festivalleiterin Svenja Böttger ergänzte: Es zeige sich, dass sich Menschen in Krisenzeiten auf ihren Glauben zurückbesinnen. Bis zum 28. Januar sind insgesamt 131 Filmen im Saarland zu sehen – darunter 58 im Wettbewerb um 118.500 Euro.

So handelt der Dokumentarfilm „Wie im Himmel so auf Erden“ vom einzig russisch-orthodoxen Frauenkloster Deutschlands in Buchendorf bei München, in „Zwischen uns Gott“ trifft Filmemacherin Rebecca Hirneise auf ihre Familie aus strenggläubigen Christinnen und Christen. Der mittellange Film „El Mártir“ zeigt laut Winkler wie „weit die Liebe zu Jesus einen Menschen treibt“. Und im Spielfilm „Gotteskinder“ geht es um die Geschwister Hannah und Timotheus, die in einer streng evangelikalen Familie samt Keuschheitsgelübde aufwachsen – Hannah verliebt sich in ihren Klassenkameraden Max, Timotheus findet heraus, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt.

Insgesamt habe der Stillstand der Pandemie zu einer Auseinandersetzung mit der Umgebung geführt, betonte Winkler. Große Themen würden oft im Kleinen behandelt. Die Festivalmacherinnen machen als weitere Themen in der diesjährigen Ausgabe auch Freiheit, Identität, Emanzipation, Familie und Traumata aus. In den Wettbewerben Spielfilm, Mittellanger Film sowie Dokumentar- und Kurzfilm sind über 40 Uraufführungen zu entdecken. Die Saarbrücker Kinos Cinestar, Filmhaus, Kino achteinhalb und Camera Zwo präsentieren ebenso Filme wie das Thalia Lichtspiele Bous, die Kinowerkstatt St. Ingbert und das Capitol MovieWorld Saarlouis.

Die Eröffnung findet am 22. Januar im Saarbrücker Cinestar statt und wird parallel in die Kinos in Bous, St. Ingbert und Saarlouis übertragen. Welcher Film das Festival eröffne und wer der sogenannte Tribute-Gast sei, werde erst in der kommenden Woche bekannt gegeben, betonte Festivalleiterin Böttger. Lolas Bistro, welches Café und Festivalclub in einem ist, befindet sich dieses Mal in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums. Den Abschluss des Wettbewerbs bildet die Preisverleihung am 27. Januar.

Um mehr Barrierefreiheit zu ermöglichen, hat das Festival laut Böttger auf eigene Kosten fünf Filme mit Hör- und Sehfassungen ausgestattet. Zudem achteten sie bei vielen Festivalorten darauf, dass diese einen rollstuhlgerechten Zugang hätten. Bei älteren Kinos sei das baulich nicht immer möglich. Das Streaming-Angebot werde es wieder per Geoblocking für Deutschland geben.

Für die Publikumsgespräche nach den Filmvorführungen sei die Riege der Moderatorinnen und Moderatoren neu aufgestellt worden. „Was das Thema Diversität betrifft, hatten wir extremst viel nachzuholen“, unterstrich Böttger. In Workshops lernten die Moderatorinnen und Moderatoren, wie sie das Publikum zur Teilnahme bewegen und wie sie bei Konflikten reagieren könnten. „Der Diskurs miteinander steht im Zentrum“, unterstrich sie. Dazu gehöre es auch, anderer Meinung sein zu dürfen. Dass so etwas auch schnell eskalieren könne, habe sich seit dem Anschlag der Hamas in Filmgesprächen in Kinosälen gezeigt.

Die Saarbrücker Kulturdezernentin und Festival-Geschäftsführerin Sabine Dengel unterstrich die besonderen finanziellen Herausforderungen für das Festivalteam. „Wir hatten in den letzten beiden Jahren enorme Kostensteigerungen“, sagte sie. Insgesamt verfügt das Festival über ein Budget von rund 1,5 Millionen Euro. Was von Land und Bund hineinfließt, hängt von den noch ausstehenden Abstimmungen über die jeweiligen Finanzhaushalte ab.

Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist eines der größten und wichtigsten Foren für Nachwuchsregisseure aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es ist nach dem in Saarbrücken geborenen europäischen Filmregisseur Max Ophüls (1902-1957) benannt.