„Gigantischer Rohstoffschatz“ – Deutsche horten 300 Millionen Altgeräte

In den meisten Haushalten Deutschlands sind alte Handys, Laptops oder Tablets zu finden. Mit Blick auf Weihnachten könnten noch mehr dazu kommen. Warum ihre Entsorgung wichtig ist.

So sieht es leider in vielen deutschen Schubladen aus
So sieht es leider in vielen deutschen Schubladen ausImago / Karina Hessland

Wer kennt sie nicht? Die Schublade, in der sich neben Stiften, Schlüsselanhängern und Batterien auch verschiedenste Ladekabel, PC-Mäuse sowie ausrangierte Smartphones tummeln. Nach den Feiertagen ist die Gefahr besonders hoch, dass sich die Schublade weiter füllt.

Die Menschen in Deutschland bewahren rund 300 Millionen alte Handys, Laptops oder Tablets zu Hause auf, wie aus einer Bitkom-Studie hervorgeht. Pro Haushalt seien das etwa sieben bis acht IT-Geräte. Vor allem die Zahl der Smartphones habe sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Jeder zweite Befragte besitzt eigenen Angaben zufolge sogar mehr als drei Alt-Handys.

Es geht ganz einfach

Dabei könnte das Entsorgen so einfach sein: Beispielsweise besteht die Möglichkeit, Alt-Geräte zu verschenken oder zu verkaufen. Mittlerweile bieten viele Händler sogenannte Refurbed-Produkte an. Gemeint sind Smartphones oder Laptops, die erst generalüberholt und dann günstiger weiterverkauft werden.

Defekte Geräte hingegen können zum Beispiel an gemeinnützige Organisationen oder Hilfswerke gespendet werden. Missio München sammelt etwa seit mehreren Jahren Handys, die in Schubladen ungenutzt in Vergessenheit geraten sind. Schätzungen zufolge sind das rund 210 Millionen Mobilfunkgeräte, in denen etwa 6.000 Kilogramm Gold verbaut sind.

Gold im Handy

In einem „Goldhandy“ sind laut Bitkom-Erhebung rund 60 einzelne Komponenten verarbeitet, darunter Aluminium, Kobalt, Lithium, Magnesium, Titan und Phosphor – aber auch Edelmetalle wie Kupfer, Nickel und Gold. „Die Herstellung eines Smartphones benötigt viele Rohstoffe, Energie und Ressourcen“, betonte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

In 30 Metern Tiefe

Abgebaut werden die Rohstoffe laut Hilfswerk oft unter gefährlichen und menschenunwürdigen Bedingungen. In vielen afrikanischen Ländern suchen Familien aus der Not heraus illegal nach wertvollen Rohstoffen wie Gold, so Missio. Die Männer würden dabei 20 bis 30 Meter tiefe, kaum gesicherte Stollen in die Erde graben. Es gebe auch professionell betriebene Minen, bei denen häufig ausländische Firmen den Profit abschöpften, ohne Sorge für Menschen und Umwelt zu tragen.

„Die Deutschen haben zu Hause einen gigantischen Rohstoffschatz“, sagte Rohleder. Dieser sei jedoch Teil eines Kreislaufs. „Auch vor dem Hintergrund immer wieder neu unterbrochener Lieferketten ist wichtig, dass wir die schon vorhandenen Rohstoffe in den Haushalten nicht brach liegen lassen“, so der Experte.

Supermärkte nehmen Altgeräte an

Laut Studie achten bereits viele Menschen auf eine längere Nutzungsdauer ihrer Geräte und bringen sie etwa zur Reparatur, statt neue zu kaufen. Die meisten Befragten würden erst dann ein Gerät austauschen, wenn Updates nicht mehr verfügbar seien oder die Leistung nachlasse.

Auch jüngere Internetnutzerinnen und -nutzer legen beim Kauf digitaler Geräte offenbar Wert auf nachhaltige Produktion. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, achten rund 20 Prozent der Menschen im Alter zwischen 16 bis 24 Jahren auf die Energieeffizienz eines Smartphones, Tablets oder Laptops. Die wichtigsten Kriterien beim Kauf eines Geräts seien jedoch nach wie vor der Preis und technische Aspekte wie Speicherkapazität oder Geschwindigkeit.

Neben Spenden kann defekte IT-Ware Rohleder zufolge auch über Recyclinghöfe, Händler, Mobilfunkbetreiber oder Hersteller entsorgt werden. „Seit diesem Jahr nehmen auch Supermärkte und Discounter Elektro-Altgeräte unter bestimmten Voraussetzungen an“, so der Experte. Demnach ist es kein Aufwand, ein altes Gerät mit zum Einkaufen zu nehmen und dort abzugeben.