Gewerkschafterin: Engagement gegen Rechts braucht die Institutionen

Nach den bundesweiten Protesten gegen Rechtsextremismus hat die stellvertretende Vorsitzende des Antirassismus-Vereins „Gelbe Hand“, Petra Reinbold-Knape, eine stärkere Institutionalisierung im Kampf gegen Demokratiefeindlichkeit gefordert. „An den Schulen, in Unternehmen, in öffentlichen Einrichtungen und Vereinen: Überall muss das Thema jetzt in verbindliche Strukturen gegossen werden, damit die gerade entstandene Verve nicht wieder nachlässt“, betonte das einstige Vorstandsmitglied der in Hannover ansässigen Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Sie begrüße es ausdrücklich, dass bei den Großkundgebungen von vielen Rednerinnen und Rednern angemahnt worden sei, nicht nur bei den Demos, sondern auch im persönlichen Umfeld klare Kante gegen rechts zu zeigen. „Damit der kraftvolle Impuls des vergangenen Wochenendes zu einer gesellschaftlichen Haltung reifen kann, braucht es aber nicht nur das Engagement der vielen Einzelnen“ unterstrich Reinbold-Knape. „Jetzt müssen große Akteure wie Kirchen, Gewerkschaften, Kommunen, Wohlfahrts-, Sport- und Kulturverbände dauerhafte Strukturen und Angebote etablieren.“ Der Einsatz für Freiheit und Demokratie dürfe nicht bloß „dem Zufall und guten Willen der Zivilgesellschaft“ überlassen bleiben.

Reinbold-Knape verwies auf die fast 40-jährige Geschichte der Aktion „Gelbe Hand“, hinter der der 1986 gegründete Verein „Mach meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Rassismus“ steht. Der langjährige Erfolg des Vereins und die Bekanntheit seines Logos sei vor allem darauf zurückzuführen, dass von Anfang an die Gewerkschaften mit ihrem Einfluss und ihren Netzwerken an Bord gewesen seien. „So kamen wir schnell in unzählige Betriebe und konnten direkt an den Arbeitsplätzen Trainings und Maßnahmen gegen Rassismus, Frauenfeindlichkeit und andere Formen der Diskriminierung umsetzen.“

In vielen Unternehmen habe dieses Engagement dazu beigetragen, dass verbindliche Vereinbarungen gegen Diskriminierung durch Betriebsräte geschlossen worden seien. Zudem habe der Verein geholfen, viele Belegschaften „gegen rechts zu imprägnieren“ und zum Abbau von Ressentiments gegen sogenannte Gastarbeiter beigetragen. „Ohne unsere gewerkschaftlichen Strukturen und unser Netzwerk hätten wir nicht einen Bruchteil davon erreicht“, zeigte sich Reinbold-Knape überzeugt.