Gewerkschaft und Kirche: Sonntag soll Ruhetag bleiben
Viermal pro Jahr dürfen in Niedersachsen die Geschäfte auch sonntags öffnen – sehr zum Missfallen von Gewerkschaft und Kirche.
Hannover. Gewerkschaften und Kirchen haben anlässlich des verkaufsoffenen Sonntags in Hannover dazu aufgerufen, den Sonntag als Ruhetag zu schützen. "Der Sonntag ist ein hohes, schützenswertes Gut, und wenn es Ausnahmen von der Sonntagsruhe gibt, dann müssen die Anlässe dafür angemessen sein", sagte Sabine Gatz von ver.di der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".
"Ich finde es schwierig, wenn die Vertreter des Handels von den Arbeitnehmern verlangen, dass sie noch flexibler in ihren Arbeitszeiten werden müssten," sagte die Fachbereichsleiterin Handel in Niedersachsen und Bremen. Betroffen davon seien zu 75 Prozent Frauen, vielfach alleinerziehende Mütter.
Die evangelische Marktkirchenpastorin, Hanna Kreisel-Liebermann, betonte, der Sonntag sei nicht nur heilig, sondern auch ein kulturelles Erbe. "Es ist gut, dass es einen Tag gibt, an dem der Mensch nicht arbeiten muss."
"Sonntag – ein wichtiger Handelstag“
Zwar bestehe in vielen Berufen die Notwendigkeit, sonntags zu arbeiten, "meinen eingeschlossen", gab Kreisel-Liebermann zu. Auf Online-Händler treffe das aber beispielsweise nicht zu. "Es ist mir ein Rätsel, warum alles gleich am nächsten Tag beim Kunden sein muss." Mit der Haltung, nicht warten zu können, setze sich die Gesellschaft nur selbst unter Druck. Kommerz präge immer stärker das Denken und Handeln.
Die City-Gemeinschaft Hannover, ein Zusammenschluss von Geschäften, Restaurants und Organisationen in der Innenstadt, sieht in einer Sonntagsöffnung eine große Chance für die Einzelhändler. Der Online-Handel mache die Hälfte seines Umsatzes an Sonntagen, betonte der Geschäftsführer Martin Prenzler. "Man braucht Freizeit, um in Ruhe zu shoppen. Wenn die Läden an einem Sonntag öffnen dürfen, dann ist das der wichtigste Handelstag."
Nach dem niedersächsischen Ladenöffnungsgesetz dürfen Läden auf Antrag an höchstens vier Sonn- und Feiertagen pro Jahr für bis zu fünf Stunden öffnen. (epd)