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Gewerkschaft: Putzen an Schulen ist keine Aufgabe von Lehrern

Lehrer, die am Ende der Sommerferien ihre Klassenzimmer putzen. Schulen, an denen seit Jahren kein einziges Fenster mehr gereinigt wurde: All das sind offenbar keine Einzelfälle.

Wenn es um die Sauberkeit an Deutschlands Schulen geht, sehen Gewerkschaften und Verbände teils große Defizite. So sparten klamme Kommunen an den Kosten für die Grundreinigung und setzten stattdessen auf die Hilfsbereitschaft von Eltern sowie die Eigeninitiative von Lehrerinnen und Lehrern, sagte der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung Nordrhein-Westfalen, Stefan Behlau, am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der VBE vertritt als parteipolitisch unabhängige Gewerkschaft die Interessen von Pädagoginnen und Pädagogen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, wo am Mittwoch die Schule wieder beginnt, zählt der dortige Landesverband 24.000 Mitglieder.

Putzen oder Renovierungsarbeiten sollten keine Aufgabe von Lehrkräften oder Eltern sein, betonte Behlau. Hinzu komme, dass Lehrerinnen und Lehrer oftmals beispielsweise Bastelmaterialien, Kopierpapier oder Hygieneartikel selbst organisierten und aus eigener Tasche bezahlten. “In der freien Wirtschaft wäre ein solches Vorgehen undenkbar: Materialien, die zur Erfüllung des Jobs notwendig sind, müssen dort nicht von den Beschäftigten selbst bezahlt, beschafft und ständig vorgehalten werden”, sagte der Gewerkschaftsvertreter. “Letztlich braucht es ein Budget, um Materialien zu besorgen, Klassenzimmer zu gestalten und für die Kinder außerhalb von Lehrbüchern und Arbeitsheften Lernimpulse zu setzen.”

Der Deutsche Lehrerverband forderte mehr Investitionen in die Schulen. “Eine angenehme Lern- und Lehrumgebung ist wichtig für Schülerinnen und Schüler wie für Lehrkräfte”, sagte Präsident Stefan Düll der KNA. Er sehe dabei besonders die Kommunen als Schulträger in der Pflicht. Der Deutsche Lehrerverband vertritt eigenen Angaben zufolge die Interessen von rund 165.000 Lehrkräften in der gesamten Bundesrepublik.

“Viele Schulgebäude, die in den 70er-Jahren gebaut wurden, sind heute stark sanierungsbedürftig”, erläuterte Verbandspräsident Düll. Je älter ein Gebäude sei, desto höher falle der Renovierungs- beziehungsweise Sanierungsbedarf aus. Laut einer aktuellen Umfrage der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nähmen die Kommunen bundesweit einen Investitionsstau im Umfang von fast 68 Milliarden Euro für den Schulbereich wahr.

Eigenen Angaben zufolge erreichten den Verband zuletzt wiederholt Berichte von Aktionen, “bei denen Lehrkräfte oder auch Eltern selbst zu Besen und Pinsel greifen, um einem Klassenzimmer einen neuen Anstrich zu verpassen”. Stattdessen forderte Verbandspräsident Düll den Bund auf, die Kommunen durch ein Programm aus den Mitteln des Investitions-Sondervermögens zu unterstützen. “Kinder und Jugendliche verdienen eine attraktive und nicht heruntergekommene Lernumgebung.” Das Gleiche gelte für die an den Schulen arbeitenden Lehrkräfte. “Beides darf nicht vom Finanzstatus der jeweiligen Kommune abhängig sein.”