Gewerkschaft: Altbauten in Hannover sind tonnenschweres Asbest-Lager

Mehr als die Hälfte der Wohngebäude in Region Hannover sind der Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zufolge mit Asbest belastet und stellen ein Risiko bei Sanierungen dar. Asbest-Baustoffe seien von 1959 bis 1989 intensiv zum Einsatz gekommen, sagte Stephanie Wlodarski von der IG BAU am Montag in Hannover. In diesen Jahrzehnten seien in Stadt und Region Hannover rund 131.900 Wohnhäuser mit mehr als 350.000 Wohnungen neu gebaut worden, hinzu kämen gewerbliche Gebäude.

Für ihre Erhebung hatte die Gewerkschaft eine Situationsanalyse beim hannoverschen Pestel-Institut in Auftrag gegeben. „Asbest ist ein krebserregender Stoff. Wer in einem asbestbelasteten Haus wohnt, muss sich trotzdem erst einmal keine Sorgen machen“, sagte Wlodarski. Erst bei einer Sanierung entstehe eine „unsichtbare Gefahr“, insbesondere für die Bauarbeiter und Heimwerker. Bis zu 30 Jahre dauere es, bis die Menschen infolge des KOntakts mit Asbest an Lungen-, Bauchfell- oder Kehlkopfkrebs erkrankten.

„Altbauten in Hannover sind ein tonnenschweres Asbest-Lager“, warnte die Gewerkschafterin. Da die energetische Bau-Sanierung in den nächsten zwei Jahrzehnten zunehmen werde, fordert die Gewerkschaft mit einer bundesweiten „Asbest-Charta“ zahlreiche Schutzmaßnahmen für Arbeiter auf dem Bau. Dazu zähle unter anderem ein Schadstoff-Gebäudepass mit unterschiedlichen Gefahrenstufen für die Wohngebäude und eine Aufklärungskampagne von Bund und Ländern in verschiedenen Sprachen.

Nach Angaben des Pestel-Instituts sind von 1950 bis 1990 bundesweit rund 4,35 Millionen Tonnen Asbest nach Ost- und Westdeutschland importiert worden. Daraus seien rund 3.500 Produkte hergestellt worden – die meisten davon für den Baubereich: Knapp 44 Millionen Tonnen asbestbelastetes Baumaterial stecken demnach bundesweit im Gebäudebestand.