Gewalt an Schulen: Schulleiterin fordert mehr Zeit für Kinder
Mehr aggressive Schüler – laut aktueller Statistik steigt die Gewalt an Schulen bundesweit deutlich. Eine Schulleiterin findet das wenig überraschend. Sie fordert mehr ernsthafte Auseinandersetzung mit Kindern.
Wieso gibt es immer mehr Gewaltdelikte an Schulen? Schulleiterin Silke Müller aus dem niedersächsischen Hatten findet diesen statistischen Anstieg “wenig überraschend.” Dabei nehme nicht nur die physische Gewalt zu, die zur Anzeige gebracht werde. “Wir müssen auch über psychische Gewalt reden: Es gibt immer mehr regelrechten Psychoterror an Schulen”, sagte sie am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Dies zeige sich durch zunehmendes Cybermobbing. “Auch die Sprache allgemein verroht – übrigens auch Lehrern gegenüber.”
Im vergangenen Jahr verzeichneten die Sicherheitsbehörden der Bundesländer einen Anstieg der Gewaltdelikte an Schulen um 27 Prozent, wie die “Neue Osnabrücker Zeitung” berichtete. Die 27.470 Fälle im Jahr 2023 umfassten unter anderem leichte und schwere Körperverletzung.
Die Kinder von heute “fühlen sich ziemlich einsam. Sie haben keine Lobby. Weil sie gesehen werden wollen, schreien sie nach Aufmerksamkeit.” Dies könne sich irgendwann in Aggression äußern, so Müller. “Sich ernsthaft mit Kindern auseinanderzusetzen und Ihnen Beispiel zu sein und Liebe zu geben, das findet zu wenig statt”, sagte sie. “Elternhäuser sind immer weniger stabil und liebevoll.” Dies sei unabhängig von sozialer Schicht oder Familienkonstellation.
Einen hohen Anteil an der steigenden Gewaltbereitschaft nehme die unkontrollierte Nutzung von Internet und Sozialen Medien ein, kritisierte Müller, die auch Digitalbotschafterin des Landes Niedersachsen ist. Schülerinnen und Schüler würden hier zu oft sich selbst überlassen und könnten in eine Negativspirale geraten. “Sie werden mit schlechten Nachrichten bespült.”
Krisenstimmungen wegen des Klimawandels, Kriegen oder einer drohende gesellschaftlichen Spaltung seien auch für Kinder spürbar. “Wir müssen ihren Ängsten Platz einräumen, auch wenn dafür mal eine Mathestunde ausfällt. In den Schulen nehmen wir uns zu wenig Zeit, das zu besprechen.” Demokratie müsse in der Schule erlebbar gemacht werden. “Das kann man nicht aus einem Buch lernen”, sagte Müller.