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Gethsemanekirche: Im Garten auf der Suche nach Trost

Ein Kirchgarten als Ort für Gespräch und zum Verweilen: Im Rahmen des Kontaktjahres der EKBO lädt die Gemeinde der Berliner Gethsemanekirche Menschen auf der Suche nach Trost in die ansprechBar ein.

Diese Schautafel lädt dazu ein, über Trost nachzudenken
Diese Schautafel lädt dazu ein, über Trost nachzudenkenWalter Plümpe

Wer ein schattiges Plätzchen zum Relaxen und für gute ­Gespräche sucht, kann bis zum 13. Juli den ­Garten der Gethsemanekirche in Berlin-Prenzlauer Berg aufsuchen, „Vom Aufgang der ­Sonne bis zu ­ihrem Niedergang. Einfach so. Zum Verweilen, Reden, Schweigen, Eisessen, Kaffee­trinken oder einfach zum In-der-­Hängematte-Schaukeln“, sagt Pfarrer Tobias Kuske. Rund 40 Aktive unterstützen ihn dabei, einen Raum für Begegnung und Ruhe unter ­hohen Bäumen zu gestalten. „Wir wollen den Garten für die Gemeinde öffnen.“

Pfarrer Tobias Kuske ist es ein wichtiges Anliegen, „Räume der Kirche für die Zivilgesellschaft zu öffnen und dabei viele mit einzubeziehen“. Pröpstin Christina-Maria Bammel ­unterstützt das Projekt. Im Rahmen des ­Kontaktjahres der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sieht sie in der ansprechBAR einen Ort, „an dem wir miteinander in Kontakt kommen – unkompliziert, offen und herzlich“, sagt sie.

Ein umgebauter Bauwagen als ansprechBar

Wer den Gethsemanegarten aufsucht, soll mehr vorfinden als Schatten und kühlende Getränke. Das Projekt lädt zur gemeinsamen Suche nach Trost ein. Begleitet wird die ansprechBAR – ein umgebauter Bauwagen – von Ella Ziegler. Die Künstlerin ist Gemeindeglied im Prenzlauer Berg, Tobias Kuske hat zwei ihrer Söhne konfirmiert. Ihm ist es ein Anliegen, die Werke von Künstlerinnen und Künstlern zu zeigen. Mit einem generationsübergreifendem Team hat sie große Schautafeln zu den Themen Verlust und Trost ­im Garten aufgestellt. Besucherinnen und Besucher können Fragen beantworten ­wie: Hast du ­Rituale, die dich trösten? Welche Musik spendet dir Trost? „So kann jeder seine persönlichen Erfahrungen mit Schmerz, Verlusten, Heilung und Trost aktiv reflektieren“, sagt Petra Ziegler.

Eine weitere Tafel bietet mit ­einem QR-Code Zugang zu einem Podcast, der Interviews mit Fachleuten über tröstenden Beistand bei Verlust­erfahrungen. Zu hören sind verschiedene Menschen wie eine Sternenkind-Fotografin, ein Rabbiner, ein Be­statter, ein Pfarrer, eine Sterbe­begleiterin, ein Psychotherapeut und eine Hebamme. Konzipiert und produziert wurden die Interviews von Ella Ziegler und Dirk Poerschmann, Direktor des Museums für Sepulkralkultur, im Rahmen der ­Ausstellung „Trost – auf den Spuren eines menschlichen ­Bedürfnisses“ in dem Museum in Kassel.

Das Projekt will dazu einladen, eigene Rituale zum Thema Trost auf Tafeln zu teilen und andere kennenzulernen. „So entwickelt sich ein tieferes Verständnis für die Vielfalt von Trostritualen. Der Kirchgarten wird zu einem lebendigen Ort des Austausches, wo persönliche Geschichten des Trostes geteilt und reflektiert werden“, sagt Ella Ziegler. Für sie eine Chance, dass sich Gemeinschaft aktiv zusammenfindet, um Trost zu spenden und zu empfangen.

Die Rituale können anonym geteilt werden. So wird allen Teilnehmenden ermöglicht, sich ohne Angst vor Bewertung oder Stigmatisierung zu beteiligen. Bis zum 13. Juli – und eventuell darüber hinaus – sollen die Tafeln durch die persönlichen Notizen und Reflexionen zu einem lebendigen Zeugnis der Gemeinschaft werden. „Unterschiedlichste Stimmen schaffen ­einen kollektiven Raum des Dialogs und des Trostes, der das gegenseitige Teilen von Trosterfahrungen und die gemeinsame Auseinandersetzung mit Verlust und Heilung ­ermöglicht“, sagt Ella Ziegler.