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Gesundheitsökonom gegen kurzfristige Finanzspritzen für Kliniken

Krankenhäuser schlagen Alarm. Es gebe viele Insolvenzen. Gesundheitsökonom Schreyögg wundert sich stattdessen, dass bislang so wenig Kliniken dicht machen. Er glaubt, dass kurzfristige Finanzspitzen nichts bringen.

Gesundheitsökonom Jonas Schreyögg hält nichts von kurzfristigen Finanzspitzen für die Krankenhäuser in Deutschland. Die Krankenhäuser benötigten vielmehr finanzielle Möglichkeiten zur Umstrukturierung, sagte er dem “Deutschen Ärzteblatt” (Montag).

Die Bundesländer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordern seit Monaten Milliardenhilfen vom Bund, um wirtschaftlich angeschlagene Krankenhäuser zu unterstützen. “Forderungen nach mehr Geld, um etwa Personal aufzubauen, sind nichts Neues”, sagte Schreyögg. Einmalzahlungen würden relativ schnell verpuffen. Sie könnten in einer “handfesten Konjunkturkrise” helfen. “Diese haben wir aber gerade nicht”, sagt Schreyögg. “Wir befinden uns stattdessen in einer massiven strukturellen Krise.”

Gerade im ländlichen Bereich hätten viele Kliniken zu wenig Personal und zu wenig Patientinnen und Patienten, fügte der Wirtschaftsexperte hinzu. Obwohl mitten in dieser Krise, wundere er sich, dass in letzter Zeit so wenige Krankenhausstandorte geschlossen hätten. “Das bedeutet auch, dass offensichtlich viele Kommunen oder Verbünde noch genügend Rücklagen haben, um die Krankenhäuser zu stützen.”

Ein Transformationsfonds hätte stattdessen die Chance, “bestimmte bedarfsnotwendige Krankenhäuser in Zukunft bei Umstrukturierungsmaßnahmen und Umbauten” zu unterstützen, sagte Schreyögg. “Hier sehe ich den Bund nur teilweise in der Verantwortung, da vor allem die Länder und Kommunen in der gesetzlichen Pflicht sind, entsprechende Investitionskosten für die Krankenhäuser zu leisten.”

Zudem habe sich die fiskalische Situation der Länder in den letzten Jahren viel besser entwickelt als die des Bundes. Trotzdem hätten die Bundesländer über Jahre hinweg die Investitionskosten nicht ausreichend finanziert. Schreyögg unterstreicht, dass bereits positive Entwicklungen im Gange seien. Einige Krankenhäuser hätten eigeninitiativ etwa einen gemeinsamen Tresen mit niedergelassenen Ärzten in den Notaufnahmen eingerichtet. Damit würden stationäre Aufnahmen sinken und Personal für schwere Fälle könne besser eingesetzt werden.