Ventilator statt Klimaanlage: Die Gesundheitsbranche kritisiert fehlenden Hitzeschutz für Patienten und Beschäftigte und fordert höhere Investitionen. “Krankenhäuser sind aufgrund des jahrzehntelangen Investitionsstaus nur unzureichend auf Hitzeperioden vorbereitet”, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Henriette Neumeyer, dem Redaktions-Netzwerk Deutschland. In einer Umfrage von 2023 hätten 97 Prozent der Kliniken eine unzureichende Finanzierungssituation als Haupthindernis für mangelnden Hitzeschutz genannt.
“Bange Tage stehen den über 300.000 Krankenhauspatienten und 800.000 Pflegeheimbewohnern bevor. Denn weiterhin nehmen Bund und Länder den Hitzeschutz in den 1.600 Kliniken und 12.000 Pflegeheimen nicht ernst”, bemängelte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Im Haushalt des nächsten Jahres sei an “Milliarden Investitionen” nichts zu finden. “Die verabschiedeten oder vorbereiteten Hitzeschutzpläne enden dort, wo die Patientensicherheit Geld kostet.”
Steuern auf Gesundheitskatastrophe zu
Die Bundesgesundheitsministerin und der Bundesklimaminister müssten daher noch in diesem Jahr verbindliche Investitionszusagen für die Nachrüstung medizinisch-pflegerischer Einrichtungen abgeben, forderte Brysch. Das gelte auch für die Länder. Bestandsbauten müssten bis spätestens 2027 den klimatischen Bedingungen angepasst werden. “Bei Neubauten darf die Raumtemperatur 25 Grad nicht überschreiten. Das kann aber nur gelingen, wenn die Schutzvorkehrungen in jedem Bundesland baurechtlich verankert werden.”
Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, betonte: “Wenn wir weitermachen wie bisher, erleben wir die Klimakatastrophe in vollem Ausmaß und parallel dazu eine Gesundheitskatastrophe.” Sie dringt auf “klare Strukturen, eine ausreichende Finanzierung, personelle Ressourcen und eine Einbindung der Pflege in alle relevanten Netzwerke, auch im Katastrophenschutz”. Der Deutsche Pflegerat fordere, dass Bund, Länder sowie Kranken- und Pflegekassen den Hitzeschutz als verbindliche Aufgabe festschrieben.
