Gesundheits-App hilft Analphabeten

Wer nicht lesen kann, hat es schwer, Beipackzettel für Medikamente zu verstehen und sich über Krankheiten zu informieren. Eine App hilft – mit Videos.

Wer Beipackzettel von Medikamenten nicht lesen kann, steht vor Problemen
Wer Beipackzettel von Medikamenten nicht lesen kann, steht vor ProblemenImago / Sepp Spiegl

Forschende der Fachhochschule Kiel haben eine Gesundheits-App für Menschen mit Leseproblemen entwickelt. Bislang hätten die bundesweit 6,2 Millionen Menschen, die nicht oder kaum lesen können, nur schwer Zugang zu Gesundheitsinformationen, sagte die wissenschaftliche Koordinatorin Merle Heyrock dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer einen Arzt suche, Informationen über eine Krankheit oder Diagnose benötige oder den Medikamenten-Beipackzettel verstehen möchte, müsse lesen können. Die App mit dem Namen „DiGeKo“ für „Digitale Gesundheitskompetenz“ wurde in einem Projekt mit Praxispartnern entwickelt. Sie kommt ohne Texte aus. Heyrock: „Stattdessen setzen wir vor allem auf Videos und Audioaufnahmen, die Menüführung funktioniert über Icons.“

So stehe eine Lupe, in der ein Mann im weißen Kittel zu sehen ist, für die Suche nach einer Praxis. „Wer auf das Kalendersymbol mit Telefonhörer klickt, landet bei einer Anleitung für die Terminvereinbarung“, erklärte Heyrock. An der Entwicklung der App beteiligten sich auch Betroffene.

Anamnesebogen in Arbeit

Zum Start der App liegt der Schwerpunkt auf der Information über Gesundheitsthemen: Video- und Audioformate würden bei der Vorbereitung des Arztbesuchs unterstützen und Hilfestellungen zum Verständnis eines Beipackzettels oder zum Einlösen eines Rezeptes geben, hieß es. Die DiGeKo-App ist im Google Play Store verfügbar und auf Android-Geräten nutzbar. Eine Version für iOS, das Betriebssystem für iPhones und iPads, ist in Planung. Außerdem sei ein mehrsprachiges Angebot technisch möglich und ein langfristiges Ziel.

In Arbeit sei zudem ein digitaler Anamnesebogen, der bis September in der App verfügbar sein werde. Er werde durch Spracheingabe am Smartphone ausgefüllt und könne dann als PDF-Dokument in der Praxis gezeigt werden.