Geschwister-Scholl-Preis für russische Exil-Autorin Katerina Gordeeva
Die russische Journalistin und Autorin Katerina Gordeeva erhält den Geschwister-Scholl-Preis 2024 für ihr Buch „Nimm meinen Schmerz. Geschichten aus dem Krieg“. Verliehen wird der im lettischen Exil lebenden Autorin die Auszeichnung am 26. November in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München, wie der Landesverband des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und die Landeshauptstadt München am Mittwoch mitteilten. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird seit 1980 verliehen. Der Preis will Bücher würdigen, die von geistiger Unabhängigkeit zeugen und bürgerliche Freiheit fördern.
Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass Gordeeva in ihrem Buch 24 Überlebende des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine porträtiert habe. In ihrem „auch literarisch sehr beeindruckenden Buch“ stünden die Stimmen der Betroffenen im Vordergrund. Gordeeva protokolliere in langen Passagen direkter Rede deren Erleben. Sie zeige sich in dem Buch aber auch selbst und ihre schwierige Rolle als Reporterin, die selbst aus dem Land stammt, das Krieg und Leid über ihre Gesprächspartner gebracht hat – die Interviews hat Gordeeva auf Russisch geführt, „für viele Gegenüber die kaum noch zu ertragende Sprache des Aggressors“.
Gordeeva wurde 1977 im russischen Rostow am Don geboren. Vor allem durch ihre Dokumentarfilme und Fernsehsendungen sei sie zu einer der bekanntesten Journalistinnen Russlands geworden. Nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 ging sie ins Exil. Die russische Regierung bezeichnet sie als „Ausländische Agentin“, weil sie weiter Dokumentationen vor allem über ihren Youtube-Kanal veröffentlicht. Einen Film aus dem ersten Kriegsjahr 2022 über Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, hat sie zu ihrem nun preisgekrönten Buch „Nimm meinen Schmerz“ ausgebaut. (00/2939/02.10.2024)