Geschenke an der Gangway

Auch wenn der Gottesdienst in diesem Jahr durch Videobotschaften ersetzt wird – ihre Weihnachtsfeiern lässt sich die Hamburger Seemannsmission nicht nehmen. Denn Seeleute haben es gerade schwer.

Jörn Hille und Sören Wiechmann packen Schokolade ein – ein beliebtes Geschenk bei Seeleuten
Jörn Hille und Sören Wiechmann packen Schokolade ein – ein beliebtes Geschenk bei SeeleutenHergen Riedel

Hamburg. Seeleute mit Aufenthalt oder Crewwechsel im Hamburger Hafen kommen normalerweise in den Heimen und Clubs der Seemannsmissionen unter – auch Weihnachten. Momentan lassen aber nicht alle Kapitäne ihre Crew von Bord. „Zu denen gehen wir mithilfe von Ehrenamtlichen hin“, sagt Anke Wibel, Leiterin des Hamburger Seemannsclubs Duckdalben. An der Gangway oder auf dem Schiff sollen Geschenke übergeben und Gespräche an der frischen Luft geführt werden. „Bei vielen fällt der Landgang wegen der Corona-Pandemie und strenger Quarantäne-Vorschriften schon seit Monaten aus – das belastet.“

Der Seemannsclub selbst darf Heiligabend öffnen. Aber natürlich ist auch hier in diesem Jahr alles anders: Wo sonst bis zu 150 Menschen zusammen den traditionellen Gottesdienst feiern und anschließend festlich Raclette essen, dürfen in diesem Jahr maximal 30 Menschen gleichzeitig zusammenkommen. „Der Gottesdienst entfällt, aber es können immerhin in Schichten Gäste zusammentreffen und essen“, so Wibel.

Froh, an Land zu sein

Als kleinen Trost hat die Deutsche Seemannsmission als Fachverband einen Gottesdienst auf Video vorbereitet. 15 Menschen aus dem Umfeld der Schifffahrt haben Grußbotschaften in die Kamera gesprochen. Seeleute an Bord bekommen den Youtube-Link per QR-Code, und in den Seemannsmissionen wird das Video auf dem Bildschirm zu sehen sein. „Es wird ein abgespecktes Angebot geben, aber die meisten Seeleute sind froh, wenn sie überhaupt an Land und zu uns kommen dürfen“, so Wibel. Für die Öffentlichkeit bleibt der Duckdalben allerdings in diesem Jahr zu Weihnachten geschlossen.

Wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung im Duckdalben bei Peter Breucker
Wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung im Duckdalben bei Peter BreuckerHergen Riedel

Die Seemannsmission Altona erwartet Heiligabend rund 20 Seeleute aus Kiribati, die direkt vom Schiff kommen und daher erst mal in Quarantäne gehen müssen. Damit habe sein Haus inzwischen Erfahrung, sagt Seemannsdiakon und Leiter Fiete Sturm. Während der Pandemie meistern er und sein Team ständig Situationen, die es zuvor noch nicht gab. „Zu Weihnachten müssen wir weiter kreativ sein und viel improvisieren.“ Zwei kiribatische Freiwillige aus Hamburg helfen ihm dabei, Ideen zu entwickeln, wie sie die Menschen auf ihren Zimmern möglichst gut versorgen können. „Es ist uns wichtig, dass die Seeleute bei uns eher eine familiäre Atmosphäre erleben als Hotel-Flair“, so Seemannsdiakon Sturm.

Im Seemannsheim Krayenkamp, neben dem Michel in der Innenstadt gelegen, leben überwiegend Dauer-Bewohner wie ehemalige Seeleute. Heiligabend wird Leiterin Susanne Hergoss mit einem Servierwagen von Tür zu Tür gehen und jedem Kartoffelsalat und Würstchen sowie einen Weihnachtsgruß vorbeibringen. Der sonst übliche Gottesdienst in der hauseigenen Kapelle muss auch hier ausfallen. „Es wird sehr anders sein als sonst“, sagt Susanne Hergoss. Sie hat sich darauf eingestellt, dass die Bewohner viel Gesprächsbedarf haben werden. (epd)