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Georg-Büchner-Preis geht an Schriftstellerin Ursula Krechel

Von “Shanghai fern von wo” bis “Sehr geehrte Frau Ministerin”: Ursula Krechel erhält den Büchner-Preis – eine der wichtigsten Würdigungen für Literatur im deutschsprachigen Raum.

Die Schriftstellerin Ursula Krechel (77) erhält den Georg Büchner-Preis 2025. Das gab die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt bekannt. Die mit 50.000 Euro verbundene Auszeichnung soll am 1. November in Darmstadt überreicht werden; der Preis gilt als eine der wichtigsten Würdigungen für Literatur im deutschsprachigen Raum.

Krechel setze in ihren Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen, Romanen und Essays den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegen, begründete die Akademie die Auszeichnung. “Ursula Krechels Werk regt Leserinnen und Leser an, die Spuren der Vergangenheit im Alltag der Gegenwart aufzufinden und das Hier und Jetzt der deutschen Gesellschaft nicht hinzunehmen, wie es ist.” Zudem ziehe sich das Thema der Selbstbehauptung, Wiederentdeckung und Fortentwicklung weiblicher Autorschaft als roter Faden durch ihr gesamtes Schaffen.

Krechel wurde unter anderem mit ihren Romanen “Shanghai fern von wo” und “Landgericht” bekannt. Die 1947 geborene Autorin wuchs in Trier auf. Nach einem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte arbeitete sie als Dramaturgin und Publizistin. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt sie 2012 den Deutschen Buchpreis, 2019 den Jean-Paul-Preis für ihr Lebenswerk sowie 2020 das Bundesverdienstkreuz.

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit lehrte Krechel als Gastprofessorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Universität der Künste in Berlin. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, deren Vizepräsidentin sie von 2015 bis 2021 war.

Krechel gab ihr Debüt 1974 mit dem Theaterstück “Erika”. 1977 folgte mit “Nach Mainz!” der erste Gedichtband und 1981 ihr erster Roman “Zweite Natur”. Ab 1985 trat sie als Regisseurin eigener Hörspiele hervor. Zu ihren letzten Veröffentlichungen zählen “Beileibe und zumute. Gedichte” (2021), der Essayband “Gehen, Träumen, Sehen. Unter Bäumen” (2022) sowie in diesem Jahr der Band “Vom Herzasthma des Exils” und der Roman “Sehr geehrte Frau Ministerin” über vier Frauen in Antike und Gegenwart, deren Leben von erlittener und ausgeübter Gewalt geprägt ist. Die Themen Flucht, Exil, Gewalt, Feminismus seien von Anfang an in ihrem Werk präsent, so die Akademie.

Die Akademie für Sprache und Dichtung verleiht seit 1951 den Büchner-Preis an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller. 2024 wurde Oswald Egger geehrt.