Genug Gottesspeise
Mit Beginn des Kirchenjahres führte die EKD die neue Ordnung der Gottesdienstlichen Texte und Lieder ein. Im „angesagt“ stellen wir in diesem Kirchenjahr die darin neu vorgeschlagenen Wochenlieder vor. Kommt her, ihr seid geladenEvangelisches Gesangbuch 213 Heilgard Asmus zum neuen Wochenlied
Von Heilgard Asmus
Werbung geht so: Heute umsonst essen und trinken 10 bis 11 Uhr! Oder so: „Spargel satt“ nach nur einmal bezahlen! Die „Happy Hour“ ist auch sehr beliebt. Das alles steht hoch im Kurs, wir sind eingeladen zum Schlemmen. Das Wochenlied klingt nach mehr. Auch hier geht es darum sich zu bewegen, wir sind eingeladen zum Gastmahl. Kommt her. So ganz ohne Ausrufezeichen kommt diese Einladung aus. Die Melodie ist anfangs ruhig, fast wie gesittet. Sie wird bewegter, leichter, beschwingter. Und dann summen in mir die Worte, die gar nicht so happy klingen – betrübte Seele, krankes Herz, verfehlte Menschen, sich und anderen gram sein, Not und Jammer. Kommt her, ihr seid geladen. Umsonst werden Ohren und Bauch gefüllt, die Seele kann satt werden, der Gram getröstet. Es ist wirklich genug Gottesspeise für alle da beim Abendmahl und im Feiermahl. Umsonst speist Gott, aber nicht vergeblich, es hat ja Folgen für uns. Wie schön altertümlich, fast fremd und doch so kraftvoll in der Bildsprache, können wir singen: Aus verzagten Sündern werden versöhnte Kinder. Ja, das will ich singen und glauben. Mit befreiter Seele jauchzen, singend erzählen von der tiefen Wundermacht, die Jammer stillt, der fast verzweifeln ließ. Und ich lege mir neben das Wochenlied mein Herzensgedicht von Rainer Maria Rilke: „Rast. Gast sein einmal. Nicht immer selbst seine Wünsche bewirten mit kärglicher Kost. Nicht immer feindlich nach allem fassen; einmal sich alles geschehen lassen und wissen: Was geschieht, ist gut.“