Gendermedizin

Die Gendermedizin – vom Englischen “gender” (Geschlecht) – wird auch als geschlechtsspezifische, geschlechtersensible oder geschlechtergerechte Medizin bezeichnet. Als Teilgebiet der Humanmedizin beschäftigt sie sich mit den Unterschieden von Frauen und Männern in Bezug auf Vorbeugung, Entstehung, Diagnose und Therapie von Krankheiten.

Vermehrte wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren nicht nur das biologische Geschlecht, sondern auch sozial bedingte Rollenbilder und erlernte Verhaltensweisen von Frauen und Männern. Stark in Frage stellen Vertreterinnen und Vertreter der Gendermedizin die bisherige Vorgehensweise der Schulmedizin, grundsätzlich von einem männlichen Körper auszugehen.

Eine der führenden Vorkämpferinnen der Gendermedizin ist die US-amerikanische Kardiologin und Medizinwissenschaftlerin Marianne Legato. Sie stieß bereits in den 1980er Jahren auf gravierende Unterschiede bei Herzerkrankungen von Frauen und Männern. In Deutschland begründete die Kardiologin Vera Regitz-Zagrosek in den 1990er Jahren die Geschlechterforschung an der Charite in Berlin. In der medizinischen Ausbildung ist die Gendermedizin in Deutschland bisher nicht verankert.

Die geschlechtsspezifische Sicht kommt laut Fachleuten allen Geschlechtern zu Gute. So werden vermeintlich typische “Frauenleiden” wie Osteoporose oder Depressionen bislang bei Männern oft nicht oder erst spät erkannt.