Predigttext
20 Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; 21 man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch. 22 Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. 23 Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! 24 Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein.
iebe Leserinnen und Leser, was wird uns wohl die Zukunft bringen? Gerade in diesen unsicheren Zeiten haben wir häufig den Wunsch, zu erfahren, was in den nächsten Wochen, Monaten, Jahren bevorsteht. Der Wunsch, in die Zukunft zu schauen, ist groß, manche versuchen es zu tun, indem sie sich an die Wahrsager wenden, welche in den einschlägigen Foren im Internet ihre Dienste anbieten.
Gott hat aus gutem Grund uns verboten, auf diese Weise die Zukunft zu erforschen; wer die Dienste der Wahrsager annimmt, begibt sich in einen okkulten Bereich.
Ein Text
voller Rätsel
Aber an einigen wenigen Stellen öffnet uns Gott selbst ein kleines Fenster, damit wir das, was für uns für die Zukunft wichtig ist, erfahren können. Ein solches Fenster ist der heutige Predigttext, der uns zeigt, was am Ende der Zeiten geschehen wird. Wir werden vor der Verführung durch die vermeintlichen Heilsbringer gewarnt, die offensichtlich kommen werden. Der Text ist sehr rätselhaft, was bedeutet es mit dem Blitz, der aufleuchtet, wenn der Menschensohn, Jesus Christus, wieder kommt?
Was gar nicht rätselhaft, sondern erschreckend und unmissverständlich ist, ist eine andere Aussage: „Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen.“ Es bedeutet ja nichts anderes, als dass eine Zeit der Dunkelheit aufkommen wird, in der wir die Gegenwart Gottes nicht spüren, nicht wahrnehmen können. Auch wenn wir diese Gegenwart suchen, im Text heißt es „begehren“. Einen kleinen Vorgeschmack auf diese Dunkelheit hatten wir in der Zeit des Lockdowns, als es uns nicht möglich war, uns zu unseren Gottesdiensten zu versammeln. Viele Menschen haben diese gemeinsamen Gottesdienste schmerzlich vermisst, auch wenn es klar war, dass dies nur eine vorübergehende Maßnahme ist.
Ein Ort, um Gottes Gegenwart zu spüren
Heute können wir jeden Sonntag Gemeinschaft mit Gott und den anderen Christen im Gottesdienst erleben. Die Möglichkeit ist da, aber sie wird von 99 Prozent der Christen nicht wahrgenommen. Der Gottesdienst als ein Ort, wo wir gemeinsam Gott loben und ihn anbeten. Wo wir Gottes Gegenwart spüren können, wo unser Glaube gestärkt wird. Wo wir vor Gott unseren Dank bringen können. Und dieser Dank, den wir so oft vernachlässigen, ist sehr kostbar. Zum Einem machen wir Gott damit eine große Freude. Zum Anderen wird unsere eigene Freude groß.
Nicht nur, dass uns bewusst wird, wie reichlich die Gaben sind, die Gott uns jeden Tag schenkt: in den meisten Fällen Gesundheit, ein Zuhause, ein Leben (noch) in Frieden und Freiheit. Wir werden, indem wir Gott danken, nicht nur der Gaben bewusst, die wir übersehen, weil wir sie für selbstverständlich halten. Wir werden vor allem die Liebe sehen, die hinter diesen Gaben steht, die bedingungslose Liebe, welche Gott uns schenkt und auf die wir in Zeit und Ewigkeit bauen können.
Wir durften bis jetzt in einer Zeit des Wohlstandes und Friedens leben und eigentlich müssten die Kirchen sonntags brechend voll sein von Menschen, die Gott dafür Dank bringen. Es scheint aber vieles wichtiger zu sein, als sich Zeit für Gott zu nehmen, seine Gegenwart zu suchen. Es gibt offensichtlich eine Macht, die uns daran hindert. Lasst uns diese Möglichkeit jetzt wahrnehmen, in der guten Zeit, wo wir einen freien Zugang zu unseren Gottesdiensten haben. Nach der Aussage unseres Predigttextes werden andere Zeiten kommen.
Auf Gottes Liebe können wir bauen
Die meisten von uns kennen den Spruch: „Spare in der Zeit, so hast Du in der Not“. Lasst uns jetzt ganz bewusst, solange es möglich ist, die Gemeinschaft mit Gott in unseren Gottesdiensten wahrnehmen, damit wir in den bevorstehenden, schweren Zeiten davon zehren können.
Wenn wir dies tun, dann brauchen wir uns keine Sorgen vor der Zukunft zu machen, sondern können mit den Worten von Matthias Claudius beten (siehe Gebet).
