Gemeinschaft mit Christen aus anderen Kulturen suchen

Wenn die Gesellschaft kulturell vielfältiger wird, sollten Kirchengemeinden nicht abseits stehen, sondern den Austausch suchen. Ein Beispiel aus Niedersachsen zeigt, wie das gelingen kann.

Buchstabieren kulturelle Unterschiede in Gottesdiensten durch: Ntuthuko Nkosi (l.) und Joachim Lüdemann. Jetzt haben sie auch ein Podcast zur kulturellen Vielfalt gestartet.
Buchstabieren kulturelle Unterschiede in Gottesdiensten durch: Ntuthuko Nkosi (l.) und Joachim Lüdemann. Jetzt haben sie auch ein Podcast zur kulturellen Vielfalt gestartet.privat/ I. Lüdemann

Was Christen aus verschiedenen Kulturen gemeinsam auf den Weg bringen können, weiß Joachim Lüdemann aus Erfahrung. Mehr als 20 Jahre war der Pastor in Südafrika tätig, hat dort in Zulu-Gemeinden und in Gemeinden mit Menschen verschiedener Hautfarbe gearbeitet und versucht, über alle kulturellen Grenzen hinweg Gemeindeleben so zu gestalten, dass alle Bedürfnisse berücksichtigt werden können.

Trotz aller Schwierigkeiten, die es dabei zu überwinden gilt, ist Lüdemann überzeugt, dass auch in norddeutschen Kirchengemeinden noch viel mehr Gemeinschaft mit Menschen aus anderen Kulturen möglich wäre: „Flüchtlinge, unter denen auch viele Christen sind, kommen in den Gemeinden hier fast gar nicht vor“, kritisiert er.

Podcast „Das ABC kultureller Vielfalt“: Ein Beispiel für Ökumene

Deswegen wünscht er sich ein Umdenken hin zu kultureller Vielfalt. Bisher pflege man zwar Partnerschaften und unterstütze Migrationsgemeinden, bleibe jedoch lieber auf Abstand, so der 53-jährige Theologe, der für das Missionszentrum ELM in Hermannsburg arbeitet. „Es sind zwei Paar Schuhe, ob man eine Partnerschaft pflegt, aber im Grunde im eigenen Saft schmort, oder ob man etwas zusammen gestaltet.“ Das könnten gemeinsame Gottesdienste sein, die alle drei Monate stattfinden.

Gewinn verspreche der Austausch, weil er den Horizont erweitere, betont Lüdemann. Ein Beispiel ist der Podcast „Das ABC kultureller Vielfalt“, den er zusammen mit seinem südafrikanischen Kollegen Pastor Ntuthuko Nkosi erstellt. Die kurzen Videos zeigen, wie unterschiedlich die Sichtweisen auf Themen seien. „Aber damit müssen wir umgehen lernen.“ Denn die großen Probleme in der Welt ließen sich nur über kulturelle Grenzen hinweg lösen. Kirchengemeinden sollten Kontakt zu Menschen in der Nachbarschaft aufnehmen, die einen anderen kulturellen Hintergrund hätten.

Gemeinsamkeiten suchen, bedeutet nicht nur “Friede, Freude, Eierkuchen“

Denn auch für das Gemeindeleben könnten sich durch den Austausch zukunftsweisende Perspektiven ergeben. In Zulu-Gmeinden zum Beispiel sei es in einem Todesfall üblich, dass der Pastor nicht allein zur Trauerfamilie geht, sondern von Gemeindemitgliedern begleitet wird. „So wird deutlich, dass die ganze Gemeinde Abschied nimmt.“ Jeden Abend bis zur Beerdigung gebe es diese Besuche, es werde Andacht gehalten, gebetet und gegessen. „Das sollten wir uns von den Zulus abgucken“, so Lüdemann.

Doch Lüdemann macht auch keinen Hehl daraus, dass Gottesdienste für alle einzelnen Belange verschiedener Gemeinde-Gruppen eine Herausforderung seien. „Es gibt leider auch Grenzen der Gemeinsamkeit. Das ist nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen.“