Er hat nicht nur die Schöpfungsgeschichte in seiner weltberühmten „Wiedmann Bibel“ gezeichnet, sondern diese auch vertont: Am kommenden Sonntag (21. Juli) findet um 18 Uhr die postume Uraufführung des groß besetzen Orchesterwerks „Genesis“ des Künstlers und Komponisten Willy Wiedmann (1929-2013) im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle statt. Der Lichtkünstler Laurenz Theinert begleitet die Musik mit einer immersiven Videoinstallation von Wiedmann Bibel-Motiven.
Ebenso wie die Wiedmann-Bibel sei das musikalische Werk erst nach dem Tod des Künstlers wieder aufgetaucht, sagte Martin Wiedmann, der Sohn des Künstlers, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Mein Vater hat seine circa 150 Kompositionen in einer großen Alu-Box aufbewahrt, die ich dann beim Aufräumen in seiner Galerie 2014 entdeckte.“
Die Württembergische Philharmonie Reutlingen, geleitet von dem Kantor für den Kirchenkreis Stuttgart, Jörg-Hannes Hahn, bringt das einzige Orchesterwerk des Komponisten erstmals zu Gehör. Wie Martin Wiedmann sagte, war die „Genesis“ seines Vaters zunächst als siebenteiliger Zyklus kurzer Orchesterstücke geplant, wovon er allerdings nur den ersten Teil komponiert habe. Willy Wiedmann habe aus dem Vollen geschöpft und keinen Aufwand an klanglichen Möglichkeiten gescheut: „Er besetzt dreifache Holzbläser, Streicher, Klavier, Celesta und sehr groß besetztes Schlagzeug – da wird also einiges auf der Bühne geboten.“
Das relativ kurze Stück über die Erschaffung des Tages und des Lichtes brauche ein großes Orchester und beginne laut, ende dann aber ganz leise, sagte Jörg-Hannes Hahn dem epd. Zu dem Werk passe von der Besetzung und der Thematik Orffs „Carmina Burana“, in der auch der Frühling thematisiert werde. Ob es weitere Aufführungen des Werkes gebe, sei noch offen, „könne aber durchaus sein“, sagte Hahn.
Der 2013 verstorbene Stuttgarter Wiedmann war vielseitig künstlerisch aktiv, internationale Bekanntheit erlangte er durch seine postum veröffentlichte Darstellung der Bibel in 3.333 Einzelbildern, der „Wiedmann-Bibel“. Bevor er sich der bildenden Kunst zuwandte, studierte der Maler und Bildhauer Komposition an der Stuttgarter Musikhochschule und spielte Kontrabass im Orchester der Württembergischen Staatstheater.
Im Anschluss an Wiedmanns „Genesis“ interpretieren am Sonntagabend zahlreiche Chöre und Kinderchöre des Kirchenkreises Stuttgart die „Carmina Burana“ von Carl Orff (1895-1982). Das Sonderkonzert der Reihe „Musik am 13.“ ist eine Veranstaltung der Wiedmann Media AG in Zusammenarbeit mit der Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft und Chören des Kirchenkreises Stuttgart. (1646/19.07.2024)