Geißler: Antisemitismus widerspricht christlichem Glauben fundamental

Antisemitismus widerspricht nach Ansicht des katholischen Hamburger Generalvikars Sascha-Philipp Geißler dem christlichen Glauben „fundamental“. Er sei „in sich menschenfeindlich und in keiner Weise zu rechtfertigen, in keiner Weise zu akzeptieren“, heißt es in einer vom Erzbistum Hamburg veröffentlichten Erklärung Geißlers zur Reichspogromnacht am 9. November vor 85 Jahren. Katholiken haben nach Geißlers Worten aus ihrem Glauben heraus die Aufgabe, Antisemitismus und Rassismus zu widersprechen und ihm entgegenzutreten.

Der Generalvikar bedauert in seiner Erklärung auch das weitgehende Schweigen der katholischen Kirche zur Pogromnacht vor 85 Jahren. Zwar habe es einzelne mutige katholische Stimmen gegeben, aber von den deutschen Bischöfen sei damals kein offizieller Protest gekommen. „Und das, obwohl die Rassenideologie und der Antisemitismus von ihnen und vom Papst als unvereinbar mit dem christlichen Glauben erkannt wurden“, erklärt Geißler.

Ein Hauptgrund dafür sei die Angst gewesen, dass das öffentliche Eintreten für die jüdischen Mitbürger den Kampf der Nationalsozialisten gegen die katholische Kirche in Deutschland verschärfen würde. „Die Sorge um die katholische Kirche und ihre Mitglieder war größer als die Sorge um die anderen“, sagt Geißler.

Heute sei festzustellen, „dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft hier und heute immer noch vorhanden ist“. Steigende Zahlen antisemitischer Vorfälle und Übergriffe gäben darüber erschreckend Auskunft. „Die Behauptung, dass das alles importierter Antisemitismus sei, ist schlicht falsch. Das muss mit aller Deutlichkeit gesagt werden“, betont Geißler.

Ebenso müsse angesichts der aktuellen Situation in Israel klar gesagt werden, „dass Aufrufe zur Vernichtung des Staates Israel, das wahllose und zum Teil bestialische Ermorden von unschuldigen israelischen Staatsbürgern, wie es die Hamas praktiziert hat und nach eigenen Aussagen weiterhin praktizieren will, dass die Geiselnahme von Zivilisten durch die Hamas durch nichts gerechtfertigt und eindeutig zu verurteilen sind“. Als Christ erbitte Geißler bei Gott für alle Menschen in Israel und Palästina neue Impulse und Wege zu einem gerechten und friedlichen Zusammenleben und ein Ende des menschenverachtenden Terrorismus.