Geiselangehörige fordern Rechenschaft von Netanjahu

Netanjahu soll sich nicht länger hinter dem Armeesprecher verstecken und vor die israelische Öffentlichkeit treten. Das fordern Angehörige der Geiseln. Der Regierungschef sagte unterdessen einen öffentlichen Termin am Sonntag ab.

Angehörige der nach Gaza entführten Geiseln haben den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu aufgerufen, vor das Volk zu treten und Verantwortung zu übernehmen. Der neue Fund der Leichen von sechs ermordeten Geiseln sei “ein direktes Ergebnis von Netanjahus Manipulation an dem Geiselabkommen” und der Erhöhung des militärischen Drucks, heißt es in einer Erklärung des “Forums der Geisel- und Vermisstenfamilien” (Sonntag).

“Verstecken Sie sich nicht hinter dem Armee-Sprecher, geben Sie der Öffentlichkeit Rechenschaft über die nicht enden wollende Gesetzlosigkeit”, so die Familien an Netanjahu. Acht Entführte seien in den vergangenen Monaten bei Militäroperationen lebend gerettet worden. Dem gegenüber stünden 105 durch ein Abkommen freigelassene Geiseln.

Um den Druck auf die Regierung und den Ministerpräsidenten zu erhöhen, forderten die Familien die Kommunalverwaltungen, den Gewerkschaftsbund “Histadrut” sowie die Wirtschaftsführer des Landes auf, am Montag die Wirtschaft herunterzufahren und den Staat lahmzulegen.

Anders als Präsident Isaac Herzog un Verteidigungsminister Joav Gallant hat sich Netanjahu bislang nicht öffentlich zu der Bergung der Geiseln geäußert. Sein Büro sagte unterdessen einen für Sonntag  geplanten Besuch Netanjahus in einer Jerusalemer Schule zum Beginn des neuen Schuljahres ab.

Am Sonntag hatte die Armee bekanntgegeben, dass sie die Leichen von sechs weiteren Geiseln aus dem Süden des Gazastreifens geborgen habe. Sie seien nach ersten Bewertungen kurz vor Eintreffen der Armee ermordet worden.